Humble Pie – As Safe As Yesterday Is :: Die Anfänge der britischen Band mit Peter Frampton
Nach ach dem Abschied in Frust I und Zorn von seinen Kollegen bei den Small Faces befand Steve Marriott, dass es den noch angebracht sei, sich mit neuer Band wieder bei derselben Plattenfirma zu verdingen. Der Chef ließ den bei ihm unter Vertrag stehenden Musikern freie Hand erklärte ihnen – anders als die oft ziemlich durchsetzungsfähigen AS^R-Manager bei Decca, EMI und anderen Majors- nicht, welches Image sie sich zulegen, welche stilistische Richtung sie einschlagen sollten usw. Was auch Marriotts neuem Kollegen, dem Teen-Idol Peter Frarapton, sehr entgegenkam.
Dass über Andrew Loog Oldhams Immediate Label schon der Pleitegeier schwebte, als sie die Bänder für ihre Debüt-Single und das erste Album ablieferten, wurde zwar gerüchteweise unter Insidern kolportiert. Aber der Nr. 4-Hit „Natural Born Boogie“ machte Hurable Pie auf Anhieb so populär, dass die Band sich erst mal mehr um das Tagesgeschäft— Auftritte in Clubs und bei vielen Festivals auf dem europäischen Kontinent — kümmerte. Ahnlich wie Traffic und Fairport Convention hatte man die Songs mehrere Monate lang auf einem Anwesen auf dem Land geschrieben und geprobt.
Bevor „As Safe As Testerday Is“ erschien, veröffentlichte der „Melody Maker“ als Preview eine Analyse aller zehn Songs der LP. Weil Frampton da juristisch gesehen immer noch nicht frei war, sondern für eine kleine Weile weiter bei seiner vormaligen Plattenfirma unter Vertrag, schrieb man gleich noch das Songmaterial für eine komplette zweite LP und nahm auch das auf. Das Debüt brachte es dann umgehend in die Top Twenty und sorgte mit dafür, dass Oldham noch nicht Insolvenz anmelden musste. Die Band ihrerseits war aus verständlichen Gründen mehr daran interessiert, sich durch ständige Live-Präsenz einen Namen auf Dauer zu machen.
Wie diese andere Supergroup des Jahres 1969 – Blind Faith hatte Humble Pie allerdings ein Problem: So etwas wie die speziell für ein Erstlingswerk wichtige Band-Identität stifteten die Songs in beiden Fällen nicht. Für etliche Songs brachte Marriott Ideen aus Small Faces-Tagen ein, für die Folk-Elemente war mehr Frampton zuständig. Rätseln durfte man darüber, wann Marriott eine gewisse Affinität zu Country-Music entdeckt hatte, um dann so etwas wie „Alabama 69“ zu schreiben. Erstklassige Tonleute wie Glyn Johns und Eddie Kramer sorgten in der Doppelfunktion als Produzenten auch bei den Hard-Rock-Nummern für einen Sound, der rückblickend im Vergleich mindestens so hochkarätig ausfiel wie etliches beim Led Zeppelin-Debüt. Die Tonleute und auch Drummer Shirley sorgten dafür, dass der Akzent beim folkrockigen Titelsong eindeutig auf Rock lag, so mächtig war er im Mix präsent. Im Sound erinnerte die Cover-Version von John Kays „Desperation‘ mehr als nur beiläufig an den von „Spooky Two“. Ein richtig hübsches Stück Hard-Rock war „A Nifty Little Number Like You“ — ein wesentlich originelleres als die meisten, mit denen Humble Pie in neuen Besetzungen später Blue Cheer als lauteste Rockband der Welt beerben sollten.
So ganz zufrieden war Frampton mit diesem etwas bizarren Stil-Mix der frühen Sessions nicht. Irgendwo hatten auch die übrigen Band-Mitglieder mitbekommen, dass „Music From Big Pinl-“ und das Folge-Album dieser ehemaligen Begleitband von Bob Dylan der Rockmusik ganz neue Perspektiven eröffnete. Ohne das Vorbild The Band sind Songs auf „TownAnd Countrv“ (Repertoire, * * *) wie „The Sad BagOf Shakyjake“gar nicht denkbar. Pastorale Töne schlugen neben Marriott (sich mit „Every Mother’s Son“ in den amerikanischen Süden träumend) auch Bassgitarrist und Schlagzeuger bei ihren Song-Beiträgen an. Unter den mit ausgestöpselten Gitarren musizierten Songs war Peter Framptons Liebeslied „Only You Can See“ einer der besten. Als Cover-Version Marriotts Buddy-Holly-Hommage mit „Heartbeat“ auch. Beim Solo dort lebte Frampton tatsächlich richtig auf.
Als die Band nach sechs Wochen Amerika-Tournee zurückkam, hatte Oldham noch „Toten And Country“ veröffentlicht, nur um wenig später Konkurs anzumelden. Die Band war auch pleite. Die minus Frampton von Dee Anthony stramm auf Heavy-Metal-Kurs eingeschworenen Humble Pie waren nicht mehr die der ersten beiden LPs.
Was Alan O’Duffy, Glyn Johns und Eddie Kramer da alles an hervorragender Tonmeister-Arbeit geleistet hatten, wird beim süperbem Remastering dieser Neuauflagen erst so richtig sinnfällig. In den Liner Notes erzählt Chris Welch (mit dabei damals), wie die Band nach einem Auftritt im „Paradiso“ auf dem Flughafen Schiphol einen dort einsam und verloren auf den Flieger wartenden David Bowie traf, der erfreut war, seinen alten Schulfreund Peter Frampton wiederzusehen. Kurz daraufwar er mit „Space Oddity“ die Nr. 5 der englischen Hitparade und erstmals als richtig vielversprechendes Talent von seiner Plattenfirma anerkannt. Humble Pie zog es nach Amerika, wo sie-Led Zeppelin für Arme -mit dem Album „Smokin'“ endlich in die Top Ten kamen. Spät, aber immerhin.