Wolf Parade – At Mount Zoomer :: Groß gedachter Song-Zyklus von sakraler Anmut

Vor drei Jahren, als jede zweite Band einen Wolf im Namen führte und eine kanadische Herkunft zum Standortvorteil geriet, legten Wolf Parade aus, richtig: Montreal mit „Apologien To The Queen Mary“ ein positiv aufgenommenes Folk-Wave-Debüt vor. Dass Isaac Brock produziert hatte und die Band mit Arcade Fire befreundet war – sicher nicht von Nachteil. Beides evozierte entsprechende Vergleiche, dabei lebte die Wolf Parade-Musik vor allem von den Gegensätzen der gleichberechtigten Frontleutc Dan Boeckner und Spencer Krug. Ersterer gilt als Mainstram-affiner und direkter, Krug als der verschlungene Underground-Liebling. Beiden gemeinsam ist eine deutlich hörbare Begeisterung für Bryan Ferry, die praktisch die Brücke zu „At Mount Zoomer“ schlägt.

Dramatisch überspitzt muss man sich dessen Vorgeschichte vorstellen wie in den Zeilen des sakralen Marsches „Call A Ritual“ besungen: „Into the desert we must go, so into the desert we go/ Call lt a ntual, call it whatever you will.“ Nach zahlreichen Nebenprojekten hatten sich Wolf Parade in jener Kirche eingemietet, in der —schon wieder! — auch Arcade Fires „Neon Bible“ entstand.

Zunächst jammten die Musiker scheinbar ziellos vor sich hin – nur um die so gewonnenen Tonspuren anschließend am Computer in die während einer zweiten Arbeitsphase konziser angegangenen Songs einzufügen. Und so trifft nun etwa die New-Wave-sozialisierte Grandezza von „Bang Your Drum“ auf Prog- und Art-Rock-artige Passagen, denen man den Collagen-haften Entstehungsprozess zwar kaum anmerkt, die jedoch etwa im über zehnminütigen „Kissing The Beehive“ ein bisschen überstrapaziert werden.

Doch immer, wenn vor dem geistigen Auge bereits Spielmannszüge und nackt tanzende Blumenkinder auftauchen, packt einen wieder das wild schlagende Herz dieses eigentlich großartigen Albums. Das Beschwörerische der Doors, die verlorene Größe von Jeffrey Lee Pierce und die sphärische Anmut von The Sound vereinen Wolf Parade zu einem arch itektonisch clever verzahnten Gesamtkunstwerk mit zahlreichen Ebenen und epischen Erzählbögen. Ein Füllhorn erhabener Pop-Momente zudem — mit „California Dreamer“ als hell strahlendem Fixstern. „I think I might’ve heard you on the radio, but the radio waves were like snow.“ Abkühlung nach Zeiten großer Entbehrungen und vielleicht jetzt: das Jahr der Wölfe.

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