James – Hey Ma :: Die Rückkehr der Helden der imposanten Britpop-Melodien
Sit Down“ hallt immer noch ab und an durch britische Fußballstadien, und „Laid“ taucht nach wie vor regelmäßig in Teeniekomödien auf. James standen in den 90er Jahren für die poppigste Version des Madchester-Hypes. Und die Zeit scheint seither stillgestanden zu haben für Tim Booth und Co.: Das James-Comeback „Hey Ma“ macht jedenfalls da weiter, wo die Band 2001 mit dem Album „Pleased Tb Meet You“ aufgehört hatte – und beliefert Britpop-Anhänger mit grandiosem Melodienachschub.
Sogar textlich geht es beim Titelsong „Hey Ma“ zurück ins Jahr 2001, wenn Booth von den gefallenen Türmen erzählt und dem Staub in der Luft, der den Menschen die Sicht vernebelte, sie zu falschen Entscheidungen und zum Krieg verführte: „Hey ma the boys in boody bags Coming home in pieces“, singt er im Refrain, der Zynismus in eine Pop-Hymne verwandelt.
Obwohl sich die Nummer in den Strophen mit ihrem perfiden Gitarrengroove und dem ausladenden Popgestus im Refrain durchaus als Hit empfehlen würde, haben sich James dann aber doch nicht getraut, sie als Single auszukoppeln. Stattdessen wollen sie es mit eher unverfänglichen Nummern wie „Whiteboy“ und „Waterfall“ probieren, die sich als Selbstbespiegelungen und Auseinandersetzung mit dem Älterwerden ausgeben. Während das quirlige „Whiteboy“ sich an Shakespeare abarbeitet („My mum says I look like Yul Bry nner/ Too old for Hamlet, too young for Lear“), spielt „Waterfall“ („My mirror’s laughing at me, says boy are you getting old“) das ausgelassene Singalong.
Ganz frisch klingen die Songs von James zwar nicht, sie scheren sich nicht im Geringsten um so etwas wie popmusikalischen Zeitgeist, kleben in den 90er Jahren fest. Dafür betören sie einen aber nach wie vor mit unwiderstehlichen Melodien – vom melancholischen „Bubbles“, das sich behutsam zu einer mit trillernden Trompeten verzierten Ode aufs Lebendigsein aufbaut, über den Herzensbrecher-Rocker „Oh My Heart“ und das aufmüpfige „Boom Boom“ bis zur zarten Ballade „Semaphore“.