Bon Iver – For Emma, Forever Ago :: Ergreifend: ein Einsiedler über eine dunkle Episode seines Lebens
Das Solodebüt von Justin Vernon hat in den letzten Monaten enormen Applaus im Web bekommen. Schon ist die Rede von einer neuen Internet-Sensation, die Blogger überschlagen sich, sogar die „New York Times“ berichtet. Die Geschichte zur Platte ist die eines von Krankheit und Lebenskrise gebeutelten Mannes, der in einer Hütte in Wisconsin in drei Monaten ein Meisterwerk aufnahm. Mit minimaler Ausstattung und zwischen den täglichen Notwendigkeiten: die Jagd, die Nahrungszubereitung, das Holzhacken, das Feuermachen. Der Künstler will das nicht ganz so sehen und wirft ein, er habe ja alle Songs später überarbeitet.
Und so romantisch, wie die Geschichte klingt, sei sie nun auch wieder nicht gewesen. „For Emma, Forever Ago“ ist sehr gelungen, wie auch immer.
Vernon nimmt unter dem Namen Bon Iver (orthografisch falsch für bon hiver, französich für guter Winter) ein homerecording album im klassischen Sinne auf. LoFi statt HiFi, Intimität statt große Geste. Tatsächlich haben diese Lieder etwas Einsiedlerartiges, Einsames, Naturalistisches. Vernon singt mit mehrfach gedoppeltem Falsett zu einer akustischen Gitarre, einem stolpernd gespielten Schlagzeug, gelegentlich barmt aus der Ferne eine elektrische Gitarre. Manchmal klingt das, als würde Prince ein Lied von Devendra Banhart singen, manchmal denkt man gleichzeitig an Iron & Wine und My Morning Jacket. Der öfters angestellte Vergleich mit TV On The Radio bezieht sich im Wesentlichen auf den Gesangsstil und greift nicht gut.
Es ist so, wie der Künstler sagt: Justin Vernon hat mit „For Emma, Forever Ago“ eine musikalische Episode aufgezeichnet, in der er sehr nah bei sich selbst gewesen zu sein scheint. Das ist ein glücklicher Moment, von dem aus sich etwas Bleibendes kreieren lässt. „This is not the sound of a new man or a crispy realization“, singt Vernon am Ende seiner Platte, „It’s the sound of the unlocking and the lift awav.“