All The Boys Love Mandy Lane :: Jonathan Levine (Start 29.5.)

Der Titel klingt nach einer dieser typischen Teenager-Komödien, und der Eindruck der Harmlosigkeit erweist sich vom ersten Bild an als ein teuflisch cleverer Kniff. Verstohlene Blicke und offene Begierde ruhen auf Mandy (Amber Head). die durch den Flur ihrer Schule geht, unterlegt mit einem surreal schillernden Popsong von Bedroorn Walls, dessen Lieblichkeit vergiftet scheint. In der Luft liegt derverfuhrerische Horror der Dekoration.

Mandy ist keine glamouröse Highschool-Queen, sondern ein Aschenputtel mit der Schönheit von Dornröschen. Alle Jungs balzen um die Außenseiterin, einer bricht sich gar das Genick durch sein Imponiergehabe — ein unheilvoller Vorgeschmack auf das unkeusche Verderben, in das die Jugendlichen bald stürzen werden. Mandy nimmt schließlich das Angebot von Red (Aaron Himmelstein) an, ihn mit zwei Kumpels und zwei Mitschülerinnen zu einem Ausflug auf eine Ranch zu begleiten, über die der mürrische Garth (Anson Mount) wacht. Die Clique badet im Fluss, ballert auf Tonscheiben, säuft, kokst, feiert. Nur Mandy bleibt bei all dem äußerst zaghaft, beäugt das sexuell aufgeladene Treiben wie ein scheuer Engel. Und dann geschieht der erste Mord.

Jonathan Levine folgt bei seinem Regiedebüt präzise den Regelndes Genres. Und obwohl er bald die Identität und Motivation des Killers aufdeckt, folgt am Ende eine makabre Wendung. Denn es geht ihm nicht vorrangig um das Rätsel, wer der Täter sein könnte, sondern um die psychologische Spannung zwischen den Charakteren, die er langsam aufbaut.

Statt wüst mit Blut zu spritzen, stilisiert Levine mit flirrender, verblichen anmutender Optik und sonniger Musik einen fragilen Schrecken, der sich dann in der Dunkelheit kurz und schmerzhaft erfüllt. Der Lauf einer Schrotflinte im Mund, Bauchnabelpiercings oder Mandys nackte Mädchenbrüste im Mondlicht implizieren verhängnisvolle Erotik, eine Wasserschlange und am Zaun befestigte Leichen deuten als christliche Symbolik die Vertreibung aus dem Paradies ebenso an wie eine Akustikgitarrc und der Drogenrausch das Ende von Love & Peace.

Atmosphärisch, rhythmisch und thematisch liegt Levine näher an Brian De Plamas „Carrie – Des Satans jüngste Tochter“ und Gus van Sants „Elephant“ als an dem gewöhnlichen Teenie-Gemetzel, das zurzeit die Kinos überflutet. Eine Schauerballade, in der die Verstörungen der adoleszenten Versuchungen mit brutaler Zärtlichkeit inszeniert sind.

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