Blood Red Shoes :: Box Of Secrets
Brightons Beste: saftig dröhnender Mix aus Grunge und Noise-Pop
3,5 Gab es früher auch schon so viele von Gitarre und Schlagzeug getriebene Boy-Girl-Duos? Die Blood Red Shoes aus Brighton gehören zu den besten Vertretern des ein wenig redundanten Trends im Schlepptau der White Stripes. Schon seit Monaten kursiert von dem britischen Doppel ein wunderbares, von Andrew WK inspiriertes Promo-Foto, auf dem der niedliche Schlagzeuger Steven Ansell gewaltig aus der Nase blutet, während die schöne Gitarristin Laura-Mary Carter danebensteht und triumphierend guckt. Gute Fotos sind Pflicht für Zweier-Bands, fast noch wichtiger als ein Mülleimer-Sound.
Die Blood Red Shoes haben sich für einen saftig dröhnenden Mix aus Grunge und Noise-Pop entschieden. Die Gesangs-Parts sind gerecht verteilt, was für ausreichend Abwechslung sorgt. Die Hälfte der Songs von „Box Of Secrets“ ist, wie in den goldenen Tagen des Rock’n’Roll, bereits auf Single erschienen. So auch das atemlos mitreißende „I Wish I Was Someone Better“, wo gemeinsam gebrüllte Fehlermeldungen— „I made a mistake“, „What should I do?“-einen atemlos hysterischen Sog bestimmen. Überhaupt ist die Musik wundervoll krachender Pop, der nicht im alten Blues fischt, sondern da, wo schon The Jesus & Mary Chain ihr „Upside Down“ angelten. Steven Ansells Gesang bei „Doesn’t Matter Much“ erinnert vielleicht ein wenig zu sehr an Jack Whites überschnappende Stimme, doch Laura-Mary Carters Gitarre ist ein wüst dröhnender Schutzwall gegen unliebsame Vergleiche. Auf „Try Härder“ spielt sie eine Schlamm verspritzte Swamp-Gitarre, was dem Song einen Hauch vom „Goo Goo Muck“ der Cramps verleiht. „ADHD“ kombiniert die Hysterie und Leidenschaft der Blood Red Shoes mit einem mathematischen Minimalismus: Präzise Schläge und Riffs treffen auf die beiden völlig aufgekratzten Stimmen, eine gelungene Beschreibung des sogenannten Zappelphilipp-Syndroms.
Ihren Namen erklärt die Band übrigens mit einer Anekdote von Ginger Rogers, die einmal eine Tanzszene so oft wiederholen musste, dass ihre weißen Ballettschuhe hinterher blutrot waren. Man mag das albern finden, aber solch romantische Schwärmereien führen mitunter zu toller, leidenschaftlicher Musik. Wie bei den Blood Red Shoes.