BAP – Radio Pandora / Radio Pandora unplugged :: Routiniert: Niedeckens Reiseerlebnisse in zwei Versionen

Das letzte reguläre Album von BAP liegt vier Jahre zurück. Vier Jahre, in denen Wolfgang Niedecken viel gereist ist und die Kollegen viel neue Musik ansammelten. Zwei Alben auf einmal! Anders war all den Eindrücken und Ideen nicht beizukommen. Wobei das zweite Werk im Kern die „Unplugged“-Version des ersten, voll arrangierten ist. Und doch: Insgesamt 17 neue Songs und drei Dylan-Cover (Mundart-Versionen von „Senior“, „Forever Young“ und „Every Grain Of Sand“) sind viel Material.

Inseiner reduzierten Version, in dem entspannten, kommunalen Miteinander kommt Niedecken besser zur Geltung als in den dampfenden Gitarrenarrangements und weit hallenden Trommeln. Auf „Radio Pandora implugged“ wird schön zusammengespielt, mit akustischen Gitarren, Piano, Percussion und Geige. Da ist dann viel Platz für Niedeckens Reiseerlebnisse. Jenen, die er im von 9/11 veränderten New York gemacht hat („Wa’ss loss met dä Stadt?“), in Marokko („Magdalena (Weil Maria hatt ich schon)“) und im vom Bürgerkrieg geschüttelten Uganda („Noh Gulu“), wohin Niedecken als Botschafter von „Gemeinsam für Afrika“ reiste.

Niedecken fängt sehr eindrückliche Szenen ein, lässt zwei ältere Männer über das Jenseits philosophieren („Krön oder Turban“) und erzählt reale Schicksale nach. Wie das von dem Leuchtturmwärter auf den Falklandinseln, der den durchgefrorenen englischen Invasoren erst mal einen Kaffee machte („Diego wohr nüngzehn“).

Die Musik dazu ist auf beiden Alben die des dritten BAP-Jahrzehnts – mal Songwriter-Folk, mal klassischer R£s?B, meistens Rock, immer voluminös produziert. Überraschend ist das nicht, und man fragt sich schon, ob nicht hier und da ein bisschen mehr ginge. Allerdings: Niedecken sagt, seine größte Angst sei die, als Berufsjugendlicher zu enden, und das ist sicherlich die schlimmere Perspektive als die des Schusters, der bei seinen Leisten bleibt.

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