Perversitatenkabinett
Es gibt sicher wichtigere, ernüchterndere Bücher über den Musikbetrieb, es wurde schon gründlicher hinter den Kulissen recherchiert. Man denke etwa an die Entlarvungsprosa „Hit Men“ von Fredric Dannen über korrupte Drahtzieher und umgeleitete Geldströme. Damit kann Kennedy nicht dienen, sein Berufsalltag fand einige Etagen tiefer statt, im Verkaufsraum der Firma Atlantic, wo die Verwertungsaufträge von oben umgesetzt werden, wo das Banale überragende Bedeutung erhält. Kennedy geriet in dieses Perversitätenkabinett der Eitelkeiten, weil er Musik liebte. Iggy, Led Zep, Kiss. Und durch Zufall. Der Bürojob in der Marketingabteilung fiel ihm praktisch in den Schoß. Dan schätzt sich glücklich, dann nimmt die Groteske ihren Lauf. Gleich sein erster Job. die Kampagne für eine Compilation-CD von Phil Collins zu konzipieren, verursacht Übelkeit und Gewissensbisse. Phil Collins. ausgerechnet. Dan hasst dieses seifige Nichts. Und nun soll er „eine inspirierende Jubelkampagne zur Feier von 25 Jahren herzerwärmender Liebeslieder von Phil Collins“ auf die Beine stellen. Verdrießlicher noch gestaltet sich der Umgang mit dem Gangsta-Rapper Fat Joe, das Geschleime für Duran Duran nebst Anhang, und die Meetings davor, dazwischen, danach. Kennedy laviert sich selbstironisch und in flapsigem Ton durch seine Geschichte, was sich im Deutschen freilich oft eher anbiedernd und dümmlich ausnimmt. Dennoch als leichte Lektüre im Urlaub nicht ungeeignet. (Rogner & Bernhard, ca. 20 Euro)