Willard Grant Conspiracy – Pilgrim Road
Dramen mit Trostpflaster: Robert Fisher weiß den Bariton einzusetzen Die Trucks sind beladen. Verlorene Stunden warten. Der Mond hängt wieder mal tief, kaum Licht in dieser Wüste, selbst die Nacht ist kaum zu erkennen. Ein Pilger macht sich auf, die endlose Straße des letzten Geheimnisses zu gehen. Und wie alle Pilger hat auch er mindestens ein Trostpflaster dabei. „There comes a time when less is more“, versichert er so gewiss, wie es nur ein Bariton kann, während ein Klavier zum Festhalten einlädt, Streicher und Bläser seine Mission sanft orchestrieren.
Doch die Zeit, die Robert Fisher hier in „Lost Hours“‚ zum Auftakt beschwört, ist auf „Pilgrim Road“ schon gekommen, so paradox das klingen mag, bei fast zwei Dutzend beteiligten Musikern. Denn Fisher, der neuerdings wieder in seiner alten Heimat Südkalifornien lebt, weiß inzwischen sehr genau, wie er sein vielköpfiges, im ständigen Wechsel begriffenes Band-Vehikel Willard Grant Conspiracy für seine Stimme und seine Songs zu instrumentalisieren hat. Und er fand zudem in Glasgow, wo das Album aufgenommen wurde, in Malcolm Lindsay einen Co-Autor und vor allem Arrangeur, der nicht mit seinen Pfunden wuchern muss. Es gibt diesen fast kuriosen Moment in „The Pugilist“, da Fisher bebend Gott und Teufel anruft, schon scheint das ganz große Drama Zu drohen. Doch als habe er sich grad selbst ertappt, macht er sich dann ganz schnell und kleinlaut aus dem Staub.
„Painter Bluc“ ist das große Kunstlied dieses Albums, ein kleiner, meerblauer Pizzicato-Traum, während noch ein letzter Hauch von Americana durch „The Great Deceiver“ (mit Frauenstimme und Gospel-Chor) und vor allem „Malpensa“ weht.
„Love lies waiting around the bend, to be revealed where least expected“, verteilt Fisher noch einmal ein Trostpflaster, bevor die Messe mit dem stockdunklen „Vespers“‚ gelesen und der Pilger am Ende ist. Wir sind’s noch nicht ganz, denn natürlich muss „Miracle On 8th Street“ Erwähnung finden. Nicht nur weil’s ein Song von Mark Eitzel ist, im Original auf dem American Music Club-Album „Ever-clear“ zu finden. Sondern vor allem auch, weil Fisher mit diesem ausladenden, fast, tja: groovenden Cover den durchweg getragenen Rahmen von „Pilgrim Road“ deutlich sprengt. Und doch fügt sich dieser Song im Zentrum des Albums bestens ein. auch thematisch. Eitzel wird eine Freudenträne am Küchentisch verdrücken.