MGMT – Oracular Spectacular :: Post-psychedelischer Wundertüten-Klang vom Electro-Hippie-Duo
Keine Angst, ich werde jetzt nicht 20 bis 30 mittelbekannte Namen nennen, die sich gegenseitig aufheben, nur um das ungeheuer vielseitige Debütalbum dieses bemerkenswerten Duos zu beschreiben. Ich werde auch darauf verzichten, alle innovativen Zweier-Kombis der Musikgeschichte herunterzubeten, wie es das Unmengen schiefe Vergleiche produzierende Info der Plattenfirma tut. Es dürfte sich nämlich herumgesprochen haben, dass man heutzutage problemlos auch zu zweit, ja sogar mutterseelenallein, einen voluminösen, vielfältigen Sound hinbekommt.
Und den haben MGMT nicht zuletzt dank ihres Co-Produzenten Dave Fridmann. Es ist eine Art post-psychedelischer Wundertüten-Klang, der Bilder evoziert, die strahlen, leuchten und glücklich machen. Man beachte in diesem Zusammenhang auch das Cover-Foto: Sehen Andrew Van Wyngarden und Ben Goldwasser nicht aus, als hätten sie die ganze Nacht am Strand von Goa gefeiert und würden nun zufrieden ermattet den Sonnenaufgang erwarten? Innen sieht man die beiden Musiker mit verschmierten nackten Oberkörpern beim fröhlichen Verbrennen von Dollarnoten. Dabei steht ihr Name MGMT ja eigentlich für The Management. Ein unpassender Name, eher geeignet für eine ironisch slicke Eighties-Band.
Dabei sind unsere beiden Helden so etwas wie Neo-Hippies, manchmal sogar Electro-Hippies (um mal eben schnell den Namen einer großartigen Grindcore-Band zu erwähnen). „Kids“ zum Beispiel ist eine von analogen Synthesizern und klatschenden Rhythmen getriebene Zuckerstange voller LSD: Leck ruhig mal dran, und du wirst dein blaues Wunder erleben, denn dann kommen die seltsamen Keyboardmelodien aus allen Ecken gekrochen und tragen dich sonstwo hin. „4th Dimensional Transition“ birgt die Überschreitung schon im Namen — wie die Bongos immer wilder und hemmungsloser getrommelt werden! Und wie herrlich kitschig die Keyboards nach Prog-Rock klingen! „Time To Pretend“ schwelgt im typischen Fridmann-Sound, als hätte man ein Füllhorn mit Sergeant-Pepper-Pop, Fläming Lips-Weirdness und bittersüßer Mercury Rev-Melancholie ausgeleert. Alles ein bisschen trashiger, bunter und naiver.
In England, wo „Oracular Specular“ bereits veröffentlicht wurde, erreichte das Album Platz 12 der Charts. In Deutschland wird es sicher nicht so weit kommen. Schade eigentlich, denn MGMT gehören zu den aufregendsten Newcomern des Jahres.