Steve Wynn – Crossing Dragon Bridge :: Entschleumgung: Mit Chris Eckman entwirft Wynn einen neuen Sound
Die Freunde aus Georgia haben sich gerade druckvoll gut zwei Dekaden zurück katapultiert und versucht, erneut den Beginn zu beginnen. Steve Wynn, Ex-Boss des Dream Syndicate, wählte einen anderen Weg der Traumfängerei als seine Brüder im Geiste, R.E.M.. Er entschleunigte nach dem wuchtig-entschlossenen Post-Millennium-Americana von „… tick… tick… tick“ (2005) und schlug sich klanglich seitlich in die Büsche.
Drei Wochen lang überquerte er auf dem Weg zur Arbeit täglich die Drachenbrücke in Ljubljanas Altstadt. Die führte ihn direkt in Chris Eckmans Studio und zu einem irritierenden, neuen Sound. Wynn brachte die Songideen sowie das instrumentale und gesangliche Fundament ein, der Walkabouts-Vormann schichtete die Computer-Beats und -Sounds aufeinander, fügte Gitarren, Hammond-Orgel, Banjo, Zither, Strings und weitere Vocals hinzu und gab den 13 Songs ihren defokussierenden Firnis.
Zwischen zwei Versionen der „Slovenian Rhapsody“ platzierte das Duo elf eigentümliche Lieder, in denen sich Alternative-Rock und osteuropäische Folklore, Psychedelik und Elektronica, zickige Rhythmik und irisierende Melodik oft Stirn an Stirn begegnen. Immerhin: meistens ziemlich unterhaltsam. „Manhattan Fault Line“ ist eine besonders fein getürmte Kaskade aus akustischen Gitarren, Streichern, Bratzbass, Analog-Keyboards, Fiepsen, Knattern und Pop-Seligkeit nach Art der Lightning Seeds und Pet Shop Boys geworden, „I Don’t Deserve This“ ein notorisch staubtrockener, langsam brütender Desert-Rocker kurz vor Schluss für all jene Fans, die ihren alten Wynn doch noch mal kurz ans Herz drücken wollen. Der Walzer-Reigen „When We Talk About Forever“ ruft schöne Erinnerungen an das Cave/Minogue-Duett wach, „Punching Holes In The Sky“ und „She Came“ sorgen in einer reflexiven, konzipierten Umgebung für echte Emotionalität. Der dritte und vierte Turn unter dem Kopfhörer bringt uns auch Songs wie „God Doesn’t Like It“ und „Believe In Yourselt“ näher. Insgesamt wünschen wir uns fürs nächste Mal aber doch wieder einen Bauch-Ansatz.