Johnny Cash
The Gospel Music Of Johnny Cash
EMI
Es ist die Autorität von Dan Rather, mittlerweile im von CBS erzwungenen Retiro. die Johnny Cashs Frömmigkeit beglaubigt. Der Anchorman und Reporterdarsteller, selbst eine amerikanische Institution, führt unerschütterlich optimistisch und treuherzig durch diese gottgefällige Dokumentation. Nun waren Cashs frühe Gospel-Songs mit den Tennessee Two so wenig zwingend wie die späteren Kitsch-Inszenierungen, insbesondere der Jesus-Amateurfilm „Gospel Road“ und die Fernseh-Show mit Billy Graham. Nicht verschwiegen wird die Amphetamin-Sucht des Sängers, doch Gottesglaube und die Liebe einer Frau retteten ihn schließlich. Laut Sohn John Carter Cash war der verzweifelte Mann bereits in eine Höhle gekrochen, munitioniert mit Drogen, Alkohol und seiner Gitarre, um Gott zu versuchen. Doch am dritten Tage entstieg er dem schwarzen Schlund und schwor, fortan nicht mehr zu sündigen. Bald darauf gewann er endgültig June, heiratete sie – und siehe, im Jahre des Herrn 1970 ward ein Knäblein geboren, John Junior. Von da an predigte Cash, besuchte alleweil Gefängnisse, erfand den „Man in Black“, der für die Armen und Alten und Einsamen und verurteilten seine Lieder entbietet und aus Trauer nur schwarze Kleidung am Leib tragen kann. Seine Musik aber wurde bedeutungslos, bis 1994 die „American Recordings“ erschienen, die ihn als alttestamentarischen Bänkelsänger rehabilitierten.
Doch der Herr prüfte Cash in den späten Jahren hart: Diabetes, eine Nervenkrankheit, schließlich Blindheit und Schwerhörigkeit suchten ihn heim, und als seine Frau starb, blieben ihm nur noch die Plattenaufnahmen. Aber der gebrochene alte Mann zürnte nicht – am Ende saß er bei Larry King und dankte für ein Leben, das ihm auf einer silbernen Platte serviert worden sei. Der Herr hat’s gegeben, der Herr hat’s genommen.