Be Kind Rewind :: Michael Gondry (Start 3.4.)
Die gute alte Videokassette? Nein, da muss man nicht nostalgisch werden. VHS ist nicht Vinyl, sondern das visuelle Äquivalent zur Musikkassette, die ja auch niemand vermisst. Wenn Michel Gondry, bekannt geworden als Regisseur von Musikvideos, jetzt zurückspult zu jener Schnittstelle, an der die digitale Technik die Analogtechnik verdrängte, ist die VHS eine Metapher für Überleben und Überbleibsel, Vergänglichkeit und Veränderung, Denkmalschutz und Erinnerung.
Mit skurriler Sentimentalität erzählt Gondry ein Märchen zwischen „Clerks“ und „Ed Wood“ in der Tradition von James-Stewart-Filmen. Darin steht der Videoverleih des guten alten Mr.
Fletcher (Danny Glover) vor dem Aus. Sein Haus soll abgerissen werden, weil es nicht mehr der „Norm entspricht“, sagen die Politiker, die den Stadtteil von Passaic bei New York mit Apartments für die Web-2.o-Generation auf hübschen wollen. Nur eine teure Sanierung könnte das verhindern. Dafür will Fletcher nun doch sein Sortiment auf aktuelle DVD-Produktionen umstellen. Man müsse sich dem Markt anpassen, sagt er seinem Mitarbeiter Mike (Mos Def): „Zum Teufel mit den Klassikern und Kultfilmen.“
Derweil fühlt Mikes Kumpel Jerry (Jack Black) sich von den „Mikrowellen“ des E-Werkes nebenan bedroht. Ein Sabotageakt des Verschwörungstheoretikers misslingt, er lädt sich dabei magnetisch auf- und löscht in Fletschers Laden alle Videofilme. Als eine Kundin (Mia Farrow) nach „Ghostbusters“ verlangt und Mike es ihr nicht ausreden kann („Horrorfilm mit vielen Nacktszenen.“), muss Ersatz her. In Mufolie gewickelt und mit Marshmellows als Spezialeffekten drehen die beiden den 8oer-Jahre-Knüller auf Video nach. 15 Minuten, die im Viertel ein ungewollter Hit werden. Selbst die mit iPods bestückte Jugend fordert Nachschub an. „Robocop“, „2001“, „König der Löwen“ folgen. Bis eine Anwältin (Sigourney Weaver) aus Hollywood auftaucht.
Das System behält die Macht, und die Zäsur kommt unweigerlich, daran mäkelt Gondry trotz anarchischer Pointen nicht herum. Seine fantasievolle, geistreiche, heimelige, versponnene Komödie ist kein moralisierender Rückblick auf bessere Zeiten, und so steht am Ende der Aufbruch: „We can make any movie we want“, sagen Mike und Jerry, die Gondrys Alter Egos darstellen mit ihrer Retro-YouTube-lmprovisation. Im Stummfilmstil drehen sie eine rührend-komische Hommage an die Swing-Legende Fats Waller.