Tocotronic :: 10th Anniversary
Déjà-vu: Wurde das zehnte Berufsjubiläum von Tocotronic nicht bereits 2003 gefeiert? Ja. Nun wird diese DVD mit einer B-Seiten-Compilation auf CD im Rahmen der Rock-O-Tronic-Reihe neu aufgelegt. Die Band hat sich von allen Wirten getrennt, von Lado, Rough Trade, Motor Music. Die DVD reicht mit Videos und Dokumentationen bis zum Jahr 2002, als das Weiße Album mit „This Boy Is Tocotronic“ und „Hi Freaks“ erschien. Als die Platte den fünften Platz der deutschen Charts belegte, traten Tocotronic bei „Top Of The Pops“ (dem nationalen Ableger) auf, angesagt von Alex Christensen. Der Kurzfilm „Making Of K.O.O.K.“ blickt zurück auf die Produktion in Frankreich, wo die Kühe vor dem Studio grasten, und die Aufnahme der Streicher und Bläser in Weilheim. Leider zu kurz und tonlos sind Arne Zanks Super-8-Aufnahmen von der Tournee mit der Band Fuck (gab es tatsächlich) 1998 durch die USA mehr als Touristen-Ansichten sieht man hier nicht.
Überhaupt eignet allen Filmchen die Häufung von Bildern von Autobahnen und Raststätten, was in guter Jim-Jarmusch-Neil-Young-Crazy-Horse-Tradition die Ochsentour durch die Landschaft erfahrbar macht. Ein ordentlicher Konzert-Mitschnitt (im Gegensatz zum wüsten und zerstückten Amateurismus im Art Club zu Wien, 1994) würde eine Ahnung davon vermitteln, dass Tocotronic keine lustige studentische Schluffi-Truppe auf Vergnügungsreise sind. Nicht mehr.
Wie das ebenfalls (jedoch nicht auf DVD!) neu aufgelegte Album „Pure Vernunft darf niemals siegen“ (2005) belegt, das tief ernste, strenge und hermetische Meisterwerk, nun um drei Tracks ergänzt (4,5). Für Anfänger und Komplettsten: „The Best Of Tocotronic“ (2006, 4,0 ).