Kim Richey – Chinese Boxes :: Sublimer Pop, von Giles Martin makellos produziert

Es gab Zeiten, da galt die Blonde aus Ohio als große Hoffnung in Nashville. Damals, als Trisha Yearwood ihre Songs („Those Words We Said“, „Believe Me, Baby“) auf vordere Plätze der Country-Charts sang. Als Kim Richey zuletzt — auch schon gut fünf Jahre her — mit „Rise“ und Produzent Bill Botrell (siehe auch Sheryl Crow) die Ausfahrt vom Lost Highway suchte, war die (kommerzielle) Hoffnung längst begraben.

Zwischendurch war sie (für „Glimmer“ mit Hugh Padgham) schon einmal nach London geflüchtet, das sie heute längst home away from home nennt. Immerhin wohnen dort Freunde wie Giles Martin. Der Sohn von Sir George umfängt seinen US-Gast auf „Chinese Boxes“ mit einer sublimen und damit natürlich völlig aus der Zeit fallenden Pop-Ästhetik, die Präsenz nicht mit Lautstärke verwechselt und notwendige Fülle nicht mit beliebiger Völlerei. Die stärkste Fab-Four-Reminiszenz steht mit „Jack And Jill“ gleich unwiderstehlich frech am Anfang, auch warten Country-Aufschwung mit Bläser-Schub (Titelsong), frisch verliebter Glockenspiel-Nonsens („I Will Follow“), strammer Twang-Pop („Not A Love Like This“). Doch Richeys wundervoller Alto, dessen Narben so schön kontrastieren mitMartins dezenter Makellosigkeit, strahlt zumal da, wo sich noch mehr Räume auftun – im traumverlorenen „Drift“, im nüchtern-reduzierten „The Absence Of Your Company“, in der schwebenden Leichtigkeit von „Turn Me“.

Am Schluss dann tupft Martin das Piano, die Rhythmiker rascheln, und Kim Richey steht vor diesem „Pretty Picture“, schwer gebannt. Da gehen selbst ihr die Worte aus. Aber diese Stimme weiß ja längst alles. Auch, dass jetzt genug gesagt ist, nach 33:35 Minuten. Zehn Songs und keiner zuviel. Das klassische Nashville-Format!

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