Levon Helm – Dirt Farmer :: Das Wunder von Woodstock: Helm kann wieder singen
Es ist – oh Wunder- alles wieder da. Das Scheunen-Studio in Woodstock, das fast komplett in Flammen aufgegangen war. Vor allem aber diese Stimme, die schon seit „The Night They Drove Old Dixie Down“ unsterblich ist und 28 Bestrahlungen getrotzt hat, die Levon Helm seit der Diagnose Kehlkopf-Krebs 1998 über sich ergehen lassen musste. Für sein erstes Studioalbum seit 25 Jahren, sagt der Ex-The Band-Trommler, sei sie immerhin „over halfway back“ gewesen.
Halfway? Es gibt einige Songs auf „Dirt Farmer“, die eine ganze Genesung nahe legen. „The Mountain“ zum Beispiel klingt hier so, als habe Steve Earle das eigens für dieses stolze howling at the moon geschrieben, das sich so sehr heimwärts sehnt und dabei von Julie und Buddy Miller sanft umfangen wird. Die Vocal-Gäste aus Nashville haben auch einen Song mitgebracht. Der gospelgrundierte Kehraus „Wide River To Cross“ zeigt den anderen, den Halfway-Helm, und damit eine neue Fragilität, die auch Laurelyn Dossetts „Anna Lee“ zum Ereignis macht, getragen nur von Larry Campbells Fiddle und den Mountain-Harmonies der stets präsenten Teresa Williams und Amy Helm. Die wohlgeratene Tochter hat auch den Blues mit Daddy (toll reduziert: J.B. Lenoirs „Feelin‘ Good“) und löst ihren Erzeuger schon mal hinterm Schlagzeug ab, wie im (lebenslustigen Country-Boogie „Got Me A Woman“ von Paul Kennerley, der auch noch die große Räuberpistole „A Train Robbery“ beisteuert.
Es bleibt halt in der Familie, bei den Helms. Und damit da, wo es angefangen hat damals, unten im Arkansas-Delta. Doch auch in Woodstock hält sich der Farmersjunge, der ein „Dirt Farmer“ wurde, bevorzugt an Traditionais wie „The Girl I Left Behind“, „Little Birds“, „The Blind Child“, die schon seine Eltern für ihn und mit ihm sangen. An Songs wie das frech frisierte“Single Girl, Married Girl“ von der Carter Family oder „False Hearted Lover Blues“ aus dem Repertoire der Stanley Brothers. Songs, die immer noch da sind. Und manchmal hört man sie und denkt sich die USA heute dazu und dann: Auch ein Wunder. Wie die Scheune und die Stimme von Levon Helm.