JunkieXL – Booming Back At You :: Dance-Music für Computerspielfreunde und Großraumdiscogänger
Der Holländer Tom Holkenborg ist eine echte Rampensau. Für einen Nike-Spot hat er 2002 sogar den toten Elvis ausgegraben, um dessen Song „A Little Less Conversation“ zu schänden, indem er ihn tauglich für Stadion- und Großraum-Disco machte. Und zwar mit durchschlagendem Erfolg: Der reanimierte King eroberte in 20 Ländern die Spitze der Charts. Um bloß niemandem zu nahezutreten und so die Hit-Chancen zu vermindern, änderte Holkenborg damals seinen Kampfnamen Junkie XL scheinheilig in JXL. Das passt auch gut zu den Computerspielen, die der 40-jährige Produzent regelmäßig vertont. „More“, die erste Single von „Booming Back At You“, ist gleichzeitig das Titelstück eines X-Box-Spiels. Nur wenige Songs klingen so dezent wie das von Electrocute-Sängerin Nicole Morier gehauchte „Mad Pursuit“ mit seiner lasziven Elektro-Erotik. Der Titelsong ist da von einem ganz anderen Kaliber: Um eine Zeile aus einem alten Stetsasonic-Song gruppiert Junkie XL einen effektiv stampfenden 4/4-Beat, eine höllisch verzerrte Bassline und ein paar Geräusche wie aus einer altmodischen Spielhalle. Das Ergebnis trifft einen wie ein Faustschlag ins Gesicht, ist ein Anschlag auf das zentrale Nervensystem, zwanghaftes Kopfnicken gehört dabei noch zu den harmloseren Symptomen.
„Cities In Dust“ ist eigentlich eine Siouxsie and The Banshees-Coverversion. Doch Holkenborg tut einfach so, als wäre der Song von Giorgio Moroder und fährt den alten Sequenzer hoch. Dazu ein wenig Hi-Energy-Geklapper und den Gesang eines Pop-Sternchens namens Lauren Rocket — fertig ist ein herrlich trashiger 8oer-Jahre-Stampfer, der vermutlich jede Vorstadt-Disco explodieren lässt. „Clash“ spielt ein wenig mit dem guten alten Gary-Glkter-Beat, erreicht aber bei weitem nicht die Klasse von „Do You Wanna Touch Me“. Das Electro- Surrogat „New Toy“ schafft es ebenfalls nicht, alte Meister wie Afrika Bambaataa wieder zum Leben zu erwecken. Aber Tom Holkenborg verdient vermutlich genug mit seinen Computerspiel-Soundtracks und Remixen für Superstars wie Justin Timberlake und Britney Spears, da ist so ein Album als Junkie XL doch sicher nur ein kleiner Spaß für zwischendurch.