Van Morrison – Keep It Simple :: Anstrengungslose Lieder vom Herbst des Leben
Was kann ein alter Brummler tun, wenn alles gesagt und gesungen ist? Jawohl, den Blues spielen. Alles runterfahren auf Orgel, Schlagzeug, Mundharmonika. Ein paar unendlich ruhige Gitarren-Licks einstreuen. Den Song „How Can A Poor Boy?“ nennen. Ein Frauen-Chor säuselt die Harmonien von Nick Drakes „Poor Boy“, was zugleich wie das Pfeifen einer Dampflokomotive klingt. Van Morrison singt von der Suche nach dem Ende des Regcnbogens. „Keep It Simple“, das ist sein neues Mantra, und die ganze wunderbare Platte lang hält er sich daran. „No answers, just silence.“
In letzten Liedern handelt Morrison vom Herbst des Lebens. „Don’t Go To Nightclubs Any more“, „Song Of Home“, „Behind The Ritual“. Eine Heiterkeit, eine Anstrengungslosigkeit verbreiten diese Songs, die Morrison allenfalls zur Zeit von „Moondance“und „Into The Musie“ hatte. Und er singt wieder! In den letzten Jahren hatte man sich an den bellenden Seat-Stil gewöhnt, die Stimme schien verbraucht zu sein. Doch Morrison wimmert und hollert, moduliert die Lautstärke, wiederholt magische Worte, ist jederzeit inder Mitte der Musik. Noch in den traditionellsten Blues-Scharteken mit wummernder Hammond-Orgel und Schubidu-Gesang behauptet sich der große Mann. „I’m not a legend in my own mind/ Don’t need booze to unwind.“
Weil Sie das Album sowieso hören müssen, zum Schluss noch eine kleine Anekdote, überliefert von Brian Hinton. Für „No Guru, No Methad, No Teacher“ sollte Ry Cooder ein wenig Pedal Steel Guitar beitragen. Morrison hatte dessen Album .Jazz“ gehört. Stück für Stück spielte Cooder im Studio seine Passagen. Am Ende bedankte sich Van: „Thanks, see you.“ Dann wandte er sich an den Produzenten: „I thought he playedjazz.“