Bommi Baumann – Wie alles anfing
Wie alles anfing (Rotbuch, 9,90 Euro) von Bommi Baumann ist ein Abgesang und zugleich eine Revision. Baumann beschreibt, wie aus dem frustrierten, an den deutschen Verhältnissen leidenden Betonbauer der Staatsfeind, der gesuchte Bombenleger der Bewegung 2. Juni werden konnte, und wie er Mitte der 70er Jahre plötzlich zu zweifeln begann. Das Buch hat keinen Stil. Baumann beherrscht nur einen Tonfall, diese kolloquiale, quasi-mündliche, mit den damals kurrenten Phrasen und Theorieversatzstücken aufgebrezelte Berichtsdiktion. Es ist eine unordentliche, manchmal redundante, bisweilen verwirrte, aber hochinteressante und ganz einzigartige Beschreibung der Sozialisation eines Terroristen – und schließlich seiner Abkehr. „Wie alles anfing“ war auch deshalb so einflussreich, weil die Kritik hier von einem „verdienten“ Veteranen kommt. Und so aufschlussreich, weil hier nicht das unzufriedene, studierte Bürgersöhnchen seine Hinwendung zum Terrorismus bilanziert, sondern der arme, gebeutelte, unwissende, theoretisch ungebildete Prolet, der wirklich unter den repressiven kapitalistischen Bedingungen gelitten hatte, die alle anderen nur vom Hörensagen kannten. Gut, dass es jetzt wieder lieferbar ist.