Luther Vandross – Love, Luther :: Liebes-Box vom unterschätzten Schmuse-Arrangeur
Als Luther Vandross starb, waren das Heulen und Zähneknirschen bei vielen Kollegen ausnahmsweise wirklich groß und echt. Denn was der Mann als Session-Sänger altruistisch an Karrieren förderte, auch als Arrangeur, Songschreiber und Produzent überhaupt erst in die Gänge brachte oder wiederbelebte, war schon phänomenal. Selbst wenn man seine Cameo-Auftritte unter irgendwelchen Pseudonymen nicht berücksichtigen würde, könnte man vermutlich ein kleines Box Set mit seinen Duetten mit anderen prominenten Sangeskolleg(inn)en füllen.
Wer James Carr, Otis Redding oder Solomon Burke und ihren Stil als das Nonplusultra an Soul-Sangeskunst schätzte, fand an der von Luther Vandross möglicherweise nicht sofort oder auch nie größeren Gefallen. Die Grenzen zwischen dem, was man einmal unter Rhythm & Blues und unter Pop verstanden hatte, verschwanden bei ihm doch manchmal bis zur Unkenntlichkeit. Als seine Plattenlirma sich 1981 anschickte, seine Solo-Karriere richtig in die Gänge zu bringen, genierte sie sich nicht, den Radiosendern im ganzen Land eine Promo-Single zu schicken, die ihn als „the most commercial singer in the world today“ anpries, und auf die Rolle hinzuweisen, die er als Arrangeur für Barbra Streisand, Chic, Sister Sledge, David Bowie, Bette Midier, Roberta Flack, Donna Summer und Carly Simon gespielt hatte — ganz zu schweigen von seinen zahllosen Verpflichtungen als Back-up-Sänger. Dass diese Klientel ihm viele Jahre ein solides Einkommen garantiert hatten, vergaß er auch nicht, als seine eigenen Platten Millionenauflagen erreichten. Wenn späterAretha Franklin, Stevie Wonder oder Dionnne Warwick anriefen, um ihn um seine Dienste zu bitten, lehnte er nicht arrogant ah. Wenn ihn Hai David und Burt Bacharach für das, was er aus „A House Is Not A Home“ als 7-Minuten-Marathon machte, sehr schätzten, ist das nachvollziehbar. Das ist unendlich elegant vorgetragenes Showbusiness, bar jeder auch nur näherungsweise angestrebten emotionalen Tiefe. Oder etwas boshafter formuliert: der perfekt inszenierte Schwindel.
Fairerweise muss man anmerken, dass Luther Vandross mit den Jahren auch als Bewunderer der frühen Atlantic-Platten von Aretha Franklin und der jungen Diana Ross soviel Stilbewusstsein entwickelt hatte, dass er seine Fans nicht mit sentimentalem Gesülze bei der Stange halten musste. Auch wenn die Qualität des Songwriting auf den letzten beiden der vier CDs nicht mehr das seiner Anfänge ist, lief er doch nie Gefahr, zur Karikatur seiner selbst zu verkommen. Ob es sinnvoll war, Aretha Franklins Aufnahme von „Jump To It“, frühere Aufnahmen anderer Interpreten oder das „The Lady Is A Tramp“-Duett mit Sinatra zu bringen, sei dahingestellt. Damit will dieses Box-Set wohl einen möglichst kompletten Überblick über seine vielseitigen Talente bringen.