Lou Rhodes – Bloom :: Die Ex-Lamb-Sängenn ersetzt Intimität mit opulenten Arrangements
Dass Lou Rhodes sich mit ihrem Solodebüt so radikal abwendete von der Elektronik ihrer ehemaligen Band Lamb, das belegte vor allem eines: Lou Rhodes ist eine Willensstärke, in kreativen Dingen höchst integre Frau. Man warwohl überrascht von den streng akustischen Arrangements, der Welt musik und der ruralen Folklore, die zudem mit Indie-Folk nichts zu tun hatte, nicht mal mit herkömmlichen Singer/Songwriter-Attitüden. Aber Zweifel kamen einem nicht, weil Rhodes‘ Stimme und rückhaltlose Emotionalität den Stilwechsel souverän übersetzten. „Beloved One“ war ein Glücksfall intensiver, betörend eigenwilliger Musik einer Künstlerin, die scheinbar erst jetzt aus dem Vollen zu schöpfen begann. „Bloom“ ist dagegen zunächst eine Enttäuschung. Wie beim Opener „The Rain“ die Trommeln poltern und sich die Instrumente türmen, das kommt einem übertrieben vor. Auch danach sind manche Arrangements irritierend opulent, und die ethnische Perkussion des Debüts wird zu oft mit dem Schlagzeug von Produzent Emre Ramazanoglu ausgetauscht. Wie gewonnen, so zerronnen? Zum Teil ja, weil Lou Rhodes die Intimität des Erstlings unnötig preisgibt.
Doch mit der Zeit gewinnt man einige der — oft zunächst unscheinbaren – Lieder lieb und entdeckt die Faszination von „Beloved One“ wieder. „Icarus“ ist eines dieser freizügigen Liebeslieder, mit denen Rhodes sich zu ihren grenzenlosen Gefühlen bekennt („Caution is not my middlename / When it comes to love“). Das folgende „Never Loved A Man (Like You)“ ist klein und mysteriös, nur ein Glockenspiel und schemenhafte Klangfahnen erweitern das Arrangement. „Sister Moon“ ist ein fast romantischer Walzer mit pittoresk gezupften Gitarrren. Und mit „All We Are“ kommt dann endlich ein Lied, das auch kompositorisch das zuletzt sehr hohe Niveau erreicht. Rhodes überbringt ihre universelle Botschaft zu tief gestrichenen Celli und einem reduzierten Beat.
In bloom? Darüber wird das dritte Album Klarheit bringen müssen.