Tina Dico – Count To Ten :: Songwriter-Pop einer Dänin, die zwischen vielen Stühlen sitzt

Es ist das Kreuz der Tina Dico, dass sie zwischen den Stühlen sitzt. Vor zwei Jahren hatte die Dänin ihr internationales Debüt bei Universal veröffentlicht und also entschieden das große Publikum für eine Musik gesucht, die gar nicht uneingeschränkt an die große Glocke gehört. Wohl ist es Songwriter-Pop, den Dico mit enormer Eigenleistung zu Hause erfolgreich platziert hatte, doch nicht im Sinne von James Blunt oder gar Natalie Imbruglia. Dico sucht das Tiefgehende, den klassischen Ton und will wohl den gut gelösten Standard – aber eben nicht nur, nicht um jeden Preis. Ein schwerer Mittelweg, der das eine nicht ist und das andere nicht sein will.

Die Musik auf „Count To Ten“ ist nun noch eine Spur privater. „Sometimes the fastest way to get there is to go slow/ And sometimes if you wanna hold on, you got to let go“, singt die Wahl-Londonerin beim Opener und stellt ein Lied weiter fest: „Everybody’s gotta end up somewhere / I’m just taking my time to get there/ And it looks like freedom and it smells like fun/ But it feels like being on the run.“ Schwer zu sagen, ob sie mit der freilich nicht gar so erfolgreichen internationalen Karriere hadert oder mit privateren Dingen, jedenfalls bestimmt das Suchende, die Wartehaltung und die etwas zerknirschte Bestandsaufnahme die Stimmung.

Die Musik hat Dico wohl mit ihrer Live-Band aufgenommen – man meint, den Sound der letztjährigen Konzerte wiederzuerkennen. Das Titellied zeigt gekonntes Songwriting, das wunderbar aufgeht wie eine gut gelegte Patience, melodramatisch, erhobenen Hauptes, leicht angespannt. „On The Run“ überrascht mit amerikanischem Sixties-Pop, „Open Wide“ öffnet sich im Chorus mit ätherischen Gitarren zu einer großen Ballade. „You Know Better“ wird schon seit einer Weile live gespielt und ist ein fabelhafter Trauerkloß von einem Lied. Auch hier gilt: Fürs Radio fehlen die pompösen Gesten, für die Indie-Szene das programmatische Anderssein. „Keep drivin‘, keep drivin‘!“, singt Dico in einem anderen Lied. Sie meint natürlich sich selbst.

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