Dimitri Verhulst – Die Beschissenheit der Dinge

„Die Beschissenheit der Dinge“ (Luchterland, 8 Euro.) von Dimitri Verhulst ist ein Episodenroman, der entweder mit der Erzählerfiktion spielt oder als autobiografischer Rechenschaftsbericht gelesen werden soll, denn das Ich heißt hier so wie der Autor. Man vermutet Letzteres, denn die Empathie und blinde Liebe, die der Ich-Erzähler seiner schon nicht mehr bloß plebejischen, sondern komplett asozialen Familie entgegenbringt, kann man nicht fingieren. Die Ungerührtheit, mit der Verhulst Sexismus, Misogynie, Antriebslosigkeit. Suff und Gewalttätigkeit seiner Sippe immer wieder beschreibt, als wäre er voll und ganz damit einverstanden, ist schwer erträglich. Man verlangt eigentlich ständig, dass er bei ihren Dummheiten und Ansichten – etwa der. dass Tina Turner „besser“ gewesen sei. „als sie noch regelmäßig von ihrem Macker Dresche bekam“ – mal die moralische Messlatte anlegt, um die richtigen Maßstäbe anzudeuten. Aber diesen Gefallen tut er einem nicht, und er hat durchaus im Kalkül, dass sein Ich damit als Sympathieträger ausfällt. Es geht ihm um etwas anderes: verhulst zeigt die soziale Verwahrlosung aus der Perspektive des Verwahrlosten, als etwas völlig Normales. So ist dieser Roman frei von Sozialromantik einerseits, von karitativer Überheblichkeit andererseits. Aber wer hat denn gesagt, dass man als im Siff lebender Sohn eines arbeitslosen Säufers nicht auch eine Menge Spaß haben kann?

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