Raymond Radiguet – Den Teufel im Leib
„Den Teufel im Leib“ (Hoffmann und Campe, 14,95 Euro) von Raymond Radiguet hat bei seinem Erscheinen 1923 für Skandal gesorgt: Einem tapferen, gefeierten Helden von 14/18 werden hier an der Heimatfront Hörner aufgesetzt und noch dazu von einem Kind – das hat die französischen Patrioten schön in Wallung gebracht. Der Leser dieser neuen Übersetzung muss schon eine literarhistorische Perspektive einnehmen, denn das einstige Erregungspotenzial ist dahin, und man merkt diesem Debüt einfach zu deutlich seine Anfängerfehler an. Es gibt fast keine Szenerie, und wenn, bleibt sie schemenhaft, und das übrige Personal wird entweder stereotyp oder gar nicht charakterisiert. Die Menschen, die den beiden Liebenden das Leben doch so schwer machen, sind nicht mal Pappkameraden, es sind Gespenster. Noch schwerer wiegt die Affinität des Autors zur sentenziösen Schlaumichelei, die auch 1923 schon unfreiwillig komisch gewirkt haben muss. „Sein Zorn darüber, dass er gefangen wurde, tut dem Wolf genauso weh wie die Falle“, weiß der Romancier von 17 Jahren. Und sonst auch noch allerhand.