The Killers :: Sawdust
Sammlung von B-Seiten und Raritäten mit vier neuen Stücken
Jetzt mal ehrlich: „Tranquilize“ beginnt fast wie Jon Bonjovis „Blaze Of Glory“, aber das sind natürlich nur die ersten Sekunden. Dann wirft sich Brandon Flowers in den Song, und sein immer leicht hysterischer Gesang wird perfekt konterkariert von Lou Reeds trockenem Stil. Aber weil solch ein spektakuläres Duett den Killers nicht reicht – sie sind ja aus Las Vegas, der Hauptstadt der Übertreibung—, kommt noch ein Kinderchor dazu. Paranoia, Verzweiflung, Resignation — alles in drei Minuten und 40 Sekunden, im Sommer 2007 passenderweise in New Yorks Hell’s Kitchen aufgenommen. Besser geht’s nicht, besser wird’s nicht. „Shadowplay“ entstammt Anton Corbijns Film „Control“, es ist eine ordentliche Cover-Version, die Joy Division aber nichts hinzuzufügen hat. Überraschender ist doch, wie Flowers in „Ruby Don’t Take Your Love To Town“ den Kenny Rogers gibt. Die Country-Ästhetik hatte es den Killers ja schon auf „Sam’s Town“ angetan, aber wie sie sich trauen, das auch musikalisch hemmungslos umzusetzen, ist schon erstaunlich. „Sawdust“ lässt einen, wie naturgemäß die meisten Raritäten-Sammlungen, mit gemischten Gefühlen zurück. Es zeigt, dass die Killers inzwischen auch aus kleinen Ideen große Songs machen können, aber bei dem so programmatischen wie stupiden „Glamourous Indie Rock And Roll“ wundert man sich nicht, dass es weder auf „Hot Fuss“noch auf „Sam’s Town“ Platz fand. Dafür hat „Leave The Bourbon On The Shelf“ wieder eine unverschämte Wucht, „Sweet Talk“ eine unwiderstehliche Melodie. Die zunächst verhaltene, dann umso gewaltigere „Abbey Road Version“ von „Sam’s Town“ gibt dem Stück einen ganz neuen, fast schwermütigen Dreh.
Und am Ende, bei „Romeo And Juliet“, zollen die Kilkrs noch mal dem neuen Freund Lou Reed Tribut, indem sich Flowers ein bisschen dessen Distanziertheit aneignet. Bei einem Mark-Knopfler-Song! Bald lässt er sich allerdings doch wieder aus der Reserve locken, für schamloses Pathos. Diese Band ist jederzeit für eine Überraschung gut.