Britney Spears :: Blackout
Leider doch kein Hit: Bissiger Elektro-Club-Pop ohne gute Melodien
Der berühmte Eva-Herman-Auftritt bei Kerner und der noch berühmtere Britney-Auftritt bei den MTV Video-Awards haben mindestens eines gemeinsam: dass die Redaktionen schon bei der Einladung sicher sein konnten, dass da was passieren würde. Bei Britney sagte der Spott hinterher allerdings mehrüberdie Spötter als über diesen Ex-Kinderstar, der vom ersten Schuluniform-Video an nicht den Hauch einer Chance hatte: Wenn eine Frau mit minimalem Bauchansatz gleich als fette Schlampe tituliert wird, wenn eine als Hupfdohle gebrandmarkte Person einfach mal die Choreografie verweigert und man sie deshalb für unzurechnungsfähig erklärt-dann haben ihre Kritiker die schrecklichen Unterjochungsstrategien des Showbusiness offenbar selbst verinnerlicht, gegen die sie sonst immer anschreien.
Umso überraschender waren anschließend die vielen positiven Stimmen zur neuen Platte. Wenn man die dann tatsächlich hört, kriegt man allerdings das Gefühl, dass das Lob vor allem dramaturgisch motiviert ist. Um die Sache wieder spannend zu machen. Zugegeben, Britney war noch nie so wenig publikumsanbiedernd wie hier, und einige dieser Elektro-Club-Pop-Stücke haben großen, festen Synthesizer-Sägezahn-Biss. Aber so cool, dass sie und ihre Produzenten es sich leisten könnten, so wie hier ganz aut gute Melodien, Refrains oder Punchlines zu verzichten, ist sie eben doch nicht.
Ein annehmbares Bump ’n‘ Grind-Partyalbum, für das man sich vor Freunden nicht schämen muss. Der Hit, der Britney Spears nach den Turbulenzen wieder in eine glänzende, gut geformte Umlaufbahn befördern konnte, ist aber nicht dabei.