Heute keine Konferenz
„Heute keine Konferenz“ von Dietmar Dath kompiliert „Texte für die Zeitung“, vor allem für die „FAZ“, deren Feuilleton ausgerechnet und wundersamerweise diesen Kapitalistenfresser in ihren eigenen Reihen duldete. Jetzt, nach seiner endgültigen Demission in die Suhrkamp-Belletristik, kann man hier gebündelt nachlesen, was man an ihm hatte. Vor allem in den verruchten, schmuddeligen Slums der Popkultur hat er sich herumgetrieben: Phil Lynotts Ingenium in seiner vollen Größe erkannt und ebenso eloquent wie gültig illuminiert, den Stammvater des Horror-Films Val Lewton warmherzig und zugleich scharfsinnig porträtiert und immer wieder Lanzen gebrochen für Genres (Horror, Science Fiction) und Künstler (Brian W. Aldiss, James Tiptree, Jr.). für die das bürgerliche Feuilleton zumeist nicht mal ein Schulterzucken übrig hatte. Manch einer wird sich wieder einmal stören am typischen Dath-Sound.
Das ist syntaktisch bisweilen etwas übertrainiert. Im Sprühnebel des Formulierungsfurors verlieren die Dinge hinter den Worten auch schon mal an Kontur, und sowieso ist diese Prosa immer hart am Bluff. Aber eben auch originell und instruktiv. Möglicherweise macht Dath einen Fehler, wenn er sich jetzt aus dem Zeitungsgeschäft zurückzieht. Am Ende sind die Essays sein eigentliches Werk. (12 Euro)