Robert Plant & Alison Krauss – Raising Sand
Unprätentiöse Kooperation von Hardrocker und Bluegrass-Queen
Darauf muss man erst mal kommen: Robert Plant und Alison Krauss haben ein gemeinsames Album gemacht. Die Laune kam offenbar während eines gemeinsamen Auftritts bei einem Leadbelly-Tribut vor drei Jahren. Sowohl der Hardrocker als auch die Blueerass-Queen haben eine große Offenheit für Kollaborationen und musikalische Kurzreisen – Plant erkundet ja seit einigen Jahren jenen (Delta-)Blues. der ihn in der Jugend prägte, und Krauss, nun ja, die singt ohnehin dauernd mit anderen. „Raising Sand“ ist bei allen Vorbehalten auf eine unprätentiöse Weise sehr gelungen und wird Plants neu gewonnene credibility weiter verstärken. T-Bone Burnett hat die Produktionsarbeit übernommen und einen Großteil der Titel ausgesucht, Marc Ribot spielt wie immer geschmackvoll Gitarre. Stilistisch geht es oft um die Fünfziger und Sechziger, grundsätzlich um Country, Blues und Folklore. Plant und Krauss singen miteinander, aber nie im Duett – ein Unterschied, auf den beide viel Wert legen. Schließlich ist hier (fast) nichts zuckerüberzogen, sondern in der Burnett’schen Weise basisnah und doch gediegen genug aufgenommen.
Bei Rowland Salleys „Killing The Blues“ knarrt eine Tremolo-Gitarre, die verhaltenen Gesänge tauchen das traurige Lied in eine traumartig halbdunkle Atmosphäre, die das Album prägt. Sam Philips‘ „Sister Rosetta Goes Before Us“ wird mit windschiefem Banjo und Bürgerkriegs-Fiddle gar spukig, genau wie „Polly Came Home“ von Gene Clark, das Plant ultralangsam zu einem fast apathischen Playback singt. Erst „Gone, Gone, Gone“ von den Everly Brothers weckt mit toll nachempfundenem Country’n’Roll auf. Allerdings werden auch Zeitgenossen nachgespielt, unter ihnen Waits („Trampled Rose“), Van Zandt („Nothin'“) und Plant selbst („Please Read The Letter“).
Angeblich war es Burnetts Konzept, Plant eher den Country und Krauss eher den Delta-Blues singen zu lassen. Ich kann das an den vorliegenden Aufnahmen nicht genau erkennen, aber jedenfalls mischen sich gelegentlich Fiddle und Pedal-Steel zu Plants Stimme, und Alison Krauss lässt Nashville Nashvilie sein. Was ihr – insbesondere nach der unangenehm schmalzigen Compilation „A Hundred Miles Or More“ – gut bekommt.