John Phillips – John, The Wolfking Of L.A. :: Und eine neue Ausgabe des erratischen „Jack Of Diamonds“

Als er im Jahr 2001 starb, hinterließ John Phillips ein schmales Solo-Werk, und auch als Mitglied der Mamas fe? Papas und Autor von „California Dreamin'“ und „Monday, Monday“ war er beinahe vergessen. Zwischen einem halbherzigen letzten Band-Album, zu dem sie vertraglich verpflichtet waren, und verschiedenen Musical-und Film-Projekten um 1973 hatte Phillips offenbar jeden Antrieb verloren. „John, The Wolfking Of L.A.“ halb Größenwahn, halb Scherz – gehört zu den großen Westcoast-Alben jener Zeit, ging den Laurel-Canyon-Songschreibern voraus, verdankte manches Brian Wilson und ist im Träumerischen, im lässig Hingeworfenen, im melodisch Bezwingenden doch eine unverkennbare Phillips-Arbeit.

Michelle Phillips hatte ihren Mann verlassen und spielte fortan in einigen Hollywood-Filmen die resche Blondine; Genevieve Waite war Johns neue Muse (gleich verewigt in „Let It Bleed, Genevieve“). Malibu, der neue Wohnort von Michelle und Sohn, inspirierte den Autor zu dem wunderbaren, wenig schmeichelhaften „Malibu People“. In den USA ist diese Edition, um einige Tracks ergänzt, schon vor einem Jahr erschienen. Samt Liner Notes ist es eine essenzielle Ausgabe, die „Wol/)(hig“ gerecht wird.

Phillips verlorenes Meisterwerk aber ist „JacOf Diamonds“ (4,0) mit Songs, an denen er 1972 und ’73 gearbeitet hatte. Einige Stücke – die mit lunaren und interstellaren Titeln schrieb er für ein Off-Broadway-Musical namens „Man On The Moon“, das schließlich erst 1975 produziert wurde. „Me And My Uncle“, aus dem später ,Jack Of Diamonds“ wurde, hatte Judy

Collins bereits 1964 aufgenommen, danach wurde es zu einem Trademark-Song der Grateful Dead. Phillips bemerkte erst nach eingehenden Tantiemen, dass er einen Hit geschrieben hatte, und entwickelte die Story weiter – diese spätere Fassung und die „Me And My Uncle“-Version sind hier enthalten. Auch zwei letzte Songs mit den Mamas & Papas, „Fantastic Four“ und „Honeymoon (Nu Dough)“, wurden beigefügt.

Das Album hat keine Kohärenz und ist eher beiläufig produziert worden, doch die Stücke . mit Saxofon, manchmal Streichern – haben einen unwiderstehlichen Jazz-Soul-Rock-Groove, manchmal Musical-und Charleston-Flair. Der Pianist Joe Sample erinnert sich daran, dass Phillips einen „soulful piano player“ suchte und er entsprechend spielte. „Jack Of Diamonds“ ähnelt darin dem zeitgleich entstandenen „The Wild, The Innocent And The E Streut Shuffle“

von Bruce Springsteen, wobei Phillips die spielerischen Vaudeville-Anklänge undjahrmarkts-Schlager viel weiter trieb.

John Phillips hätte also ein Gigant sein können, aber er war ein fauler und vermutlich auch ziemlich reicher Frühpensionär. Aut seinem launig „Phillips 66“ (nach einer Tankstellen-Kette und seinem damaligen Alter) betitelten letzten Platte klingt die Magie der zügellosen Jahre nicht mehr an – der Mann spielte noch einmal „California Dreamin'“, ohne den Schmelz von 1966.

So großartige hippieeske Songs wie „Campy California“ und „Cup Of Tea“ gibt es auf „jack Of Diamonds“ zu entdecken: schwelgerische Easy-Listening-Tagträume und Spinnereien von einem Quartals-Genie.

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