Jennifer Warnes – Famous Blue Raincoat :: Erweiterte Edition der Sammlung von Leonard-Cohen-Songs
Als Stephen Foster im Januar 1864, gerade mal 37 und nur noch genau 38 Cent in der Tasche, in einem Hotel an der Bowery starb und der Nachwelt an die 150 Songs hinterließ, glaubte wohl niemand, dass die mehr als hundert Jahre später von Randy Newman bis Jennifer Warnes noch hochmögende Kollegen und Interpreten faszinieren würden und jemand wie Kate McGarngle ihm mit „The Work Song“ ein wunderbar sentimentales Denkmal setzen würde. Niemand sang Fosters torch song „Hard Times Come Again No More“ ergreifender als La Warnes acappella mit Begleitern auf ihrem Album „Shot Through The Heurt“. Ähnlich hochkarätige Interpretationen hatte sie schon zuvor von erstklassigen Vorlagen (Joni Mitchell. Jimmy Webb, Bacharach/ David) geliefert, sich überzeugend an Rolling Stones („Shine A Light“ als prima Gospel-Nummer) und Randy Newman („One More Hour“. das Walzerthema aus dem „Ragtime“-Soundtrack) versucht und mit dem Ohrwurm „Right Time Of The Night“ sogar einen richtigen Hit gehabt. Der eigenen, noch weit besseren Ballade „I’m Restless“ war solcher Erfolg leider nicht beschieden. Selbst die im Duett mit Joe Cocker gesungene Edelschnulze „Up Where We Belong“ erwies sich als so unbrauchbar zum Durchstarten ihrer Solo-Karriere wie Jahre später das im Duett mit Bill Medley großartig interpretierte „(I’ve Had) The Time Ot My Life“.
Das sah Arista-Boss Cl ive Davis auch so. Für den bedeutete die von ihm aufgebaute Whitney Houston längst die Lizenz zum Gelddrucken. Jennifer Warnes besann sich darauf, dass sie in den 70er Jahren mal als Backup-Sängerin mit Leonard Cohen auf Tournee gegangen war und ihre Zusammenarbeit kürzlich bei den Aufnahmen zu „Vartous Positicm.-„künstlensch ganz bemerkenswerte Resultate gezeitigt hatte. Das war zwar in Amerika ein totaler Flop gewesen, aber dadurch ließ sie sich nicht abschrecken.
Für ihr „Tribute“-Projekt konnte sie nicht nur erstklassige Session-Cracks und Tontechniker der allerersten Garnitur (Henry Lewy, lange Jahre guter Geist mit wachen Ohren bei Joni Mitchells Aufnahmen) gewinnen, sondern auch den Meister überreden, mit ihr einen neuen Songzu schreiben und im Duett zu singen. Wie ehrgeizig sie das Projekt anging, beweisen schon geniale Einzelleistungen wie das A-cappella-Vokalarrangement von Van Dyke Parks und Bill Ginn bei „A Singer Must Die“ (oder auch Mr. Parks am Akkordeon bei „Came So Far For Beauty“). Vor allem arbeitete sie mit diesen gegenüber den Originalen, aber auch Deutungen etwa einer Judy Collins ungleich dramatischeren, komplexeren und opulenteren Produktionen die Qualität und Schönheit der Songs erst so richtig heraus. Im Übrigen wählte sie ganz konsequent (bis auf „BirdOnAWire“) nicht einen der vielen höchst einschmeichelnden Ohrwürmer von Leonard Cohens frühen Platten aus, irgendeine Best-Of-Vorstellung diktierte diese Auswahl so wenig wie frivoler Obskurantismus.
Faszinierend auch, wie sie für jede der acht Vorlagen bei den Sessions, die sich offenbar über einen längeren Zeitraum hinzogen, einen jeweilsganz anderen undorigincllen Zugangfand. Leonard Cohen durfte sich auch insofern geschmeichelt fühlen, als „Song Of Bernadette“ wie die schönste Hommage an ihn klingt. Dabei war der weit überwiegend eine Komposition der Sängerin. Der Meister bedankt sich in den Liner Notes der Remaster-Edition artig: Wie sie ihn bei der Zusammenarbeit für „Viirious Pos?tioTw“undmit dem Tribute-Album ermutigt habe, sei entscheidend für sein künstlerisches Überleben gewesen.
Alles nobel aufgemacht und die Aufnahmen sehr fein remastered von Bernie Grundman, die jetzt noch besser als auf seiner ersten Überspielung klingen.