Pearl Jam – Immagine In Cornice -Live In Italy 2006
Gerade erschien die 7-CD-Box „Live At The Borge“, schon kommt das nächste Live-Dokument. Zu ihren fünf Konzerten in Italien nahmen Pearl Jam Fotograf Danny Clinch mit, der hier als Regisseur fungierte und eher einen Tourfilm als eine stringente Konzertaufnahme im Sinn hatte. So wird bei den 20 Stücken wild hin- und hergesprungen, von Mailand nach Turin, von Bologna nach Pistoia. In Verona steht Eddie Vedder zum Soundcheck im leeren Amphitheater, der Regen prasselt nieder, er stimmt „Immortality“ an – es sind die kleinen Momente, die am meisten berühren. Am Abend singen alle dermaßen beseelt bei „Better Man“ mit, dass man begreift, warum es der Band in diesem Land besonders gut gefällt. „Alive“ wird wieder einmal zum Triumph, „Come Back“ zur berührenden Atempause, doch Ruhe gibt es hier wenig. Selten klangen Pearl Jam. befeuert von der Euphorie, dermaßen wild und doch nicht bloß wüst. Während Mike McCready seine Tattoos zeigt, übt Vedder als Zeichen der Wertschätzung fleißig die Landessprache und spricht auf der Bühne nur noch italienisch, mit der Rotweinbuddel in der Hand sogar fast fehlerfrei, wie mir eine Einheimische versicherte. Auch wenn es natürlich ein bisschen irre ist, dass die Amerikaner nun ausgerechnet Konzerte filmen lassen, bei denen die Mehrheit ihrer Fans die Ansagen nicht verstehen kann. Doch wer hätte Pearl Jam je für Konformisten gehalten? wenn Vedder am Ende, nach einer wunderbaren Version von Tom Waits‘ „Picture In A Frame“ in irgendeiner Kirche die Glocken läutet und den Boden fegt, hat das zwar etwas Demütiges, aber zu viel Bescheidenheit brauchen sich Pearl Jam nicht mehr aufzuerlegen. Es gibt kaum noch größere Rockbands.