Melissa Etheridge – The Awakening :: Bodenständige Rockmusik mit Sendungsbewusstsein
Man hat in den Medien verfolgt, wie Melissa Etheridge an Krebs erkrankte und ihn dann glücklicherweise besiegte. Drei Jahre ist das her,
und jetzt ist die Platte da, die die schwere Reise verarbeitet. Den Medienpäckchen ist ein Brief“ beigelegt, in dem Etheridge davon berichtet, wie aus der Misere ein Triumph wurde – über die Angst vorm Leben und dem Tod, auch über falsche Ideale. Ein gewisses Sendungsbewusstsein steckt in dem Schreiben und in „The Awakening“. Etheridge redet von Gott in den Menschen, von Atomen und dem Raum dazwischen sowie von der Illusion des Realen – man kann dazu innerhalb der sinnvollen Grenzen der Musikkritik nichts sagen und lässt der Künstlerin ihre Botschaft.
Musikalisch bringt Etheridge einen Teil der Intimität zurück, deren Fehlen diese Karriere ab Album Nr. 3 zumindest künstlerisch ins Trudeln brachte -Etheridge hat ja nur ein wirklich gutes Werk. „Brave And Crazy“ von 1989, auf dem sie mit Kevin McCormick und Fritz Lewak ihre besten Begleiter hatte und die Versprechen des nur halb realisierten Debüts einlöste. Danach orientierte sich Etheridge zu sehr an Radiotauglichkeit – ein Umstand, den sie auf „The Awakening“ öffentlich bedauert, wenn ich die Texte richtig deute.
Dass es bodenständiger zur Sache geht, macht die Lieder allerdings nicht unbedingt besser, und zur Relevanz kehrt Melissa Etheridge auch nicht zurück. Immerhin: Ein paar gute Momente sind dabei, etwa in dem sehr kurzen „A Simple Love“ und dem freundlich schunkelnden „Map Of The Stars“; auch das programmatische „California“ ist nicht ganz ohne Reiz. Wohlgemerkt, das ist eine freundliche Deutung.