The Weakerthans Reunion Tour

Wer ist Gump Worsley? Der Mann aus Montreal, der eigentlich Lorne John heißt und seinen Spitznamen der Ähnlichkeit zur Comic-Strip-Figur Andy Gump verdankt, verstarb Anfang dieses Jahres und hatte seine große Zeit im Eishockey-Tor vor etwa 40 Jahren. Ein hartgesottener Humorist warf sich da dem Puck entgegen, der den Vorwurf seines Trainers, er habe einen Bierbauch, mit dem Satz konterte, der Coach müsste doch eigentlich wissen, dass er nur Scotch trinke. Die gesprochene „Elegy for Gump Worsley“, die The Weakerthans hier so schön fragmentarisch über einem Banjo-Motiv hintupfen, schließt mit seiner legendären Antwort auf die Frage, warum er denn immer noch keine Schutzmaske tragen wolle. „Mein Gesicht ist meine Maske“,sagte Worsley.

Auch die – klar- kanadische Band aus Winnipeg kommt auf ihrem vierten Album ohne Masken aus. Und ohne kostspieliges Make-up. Das brauchen diese melodieseligen, meist klug arrangierten und mit Verve exekutierten Gitarren-Songs auch nicht, die in ihrer langen Genese (vier Jahre seit dem letzten Album „Reconstruction Site“) weder Fett angesetzt haben noch unnötiger Verzettelung anheim fielen.

Wir klammern mal den Auftakt „Civil Twilight“ aus, der zwar die hübsche Zeile „for the most part I think about golfing and constantly calculate“ birgt, aber mit Power-(Pop)-Riffs hausieren geht, die eigentlich nur noch The Hold Steady spielen dürfen. Aber wie zwingend der immer sanfte Sänger John K. Samson dann im traurigen „Hymn Of The Medical Oddity“ in die Haut eines nicht näher definierten Falles schlüpft, der sich irgendwann nur noch wünscht, man möge ihn doch als mehr als ein schräges Experiment und ein Diagramm im Vierteljahresbericht erinnern.

Dieses Niveau erreichen The Weakerthans dann erst wieder in der zweiten Hälfte von „Reunion Tour“. Mit dem versöhnlichen Abschiedsgruß „Sun In An Empty Room“, dem Sehnsuchts-Blick in die „Night Windows“, der betörenden Akustik-Fußnote „Bigfoot!“ (die Bläser!), dem Zirkusflair des Titelstücks und auch der Country-Elegie „Utilities“. „Make this something somebody can use“, bringt Samson den idealistischen Pragmatismus der Band abschließend auf den Punkt. Das hätte Gump Worsley bestimmt auch gefallen.

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