The Cult – Born IntoThis :: Eine Reunion, die funktioniert wenn auch nur aus Sentimentalität
Lassen wir die billigen, wenn auch absolut rechtmäßigen Invektiven gegen offensichtlich kommerziell motivierte Reunions jetzt mal beiseite. Die machen doch sowieso nur Spaß, wenn es wieder mal scheitert. Das ist hier nicht der Fall. Ian Astbury und Billy Duffy größer war die Band nie, den schmutzigen Rest besorgten immer schon professionelle Session-Schlampen – können also wieder miteinander und erspielen sich gleich auf Anhieb ein Niveau, das nicht ganz an „Electric“ und „Sonic Temple“ heranreicht, das die faden, vernutzten Alben der 00er Jahre jedoch weit hinter sich lässt. Eine Art Reset des vorgestrigen Hardrocks also, der auch in den späten Achtzigern schon von vorgestern war: mit seinem heiligem Doors-Pathos, seiner grobknochigen, behäbigen Trampeligkeit, seinen Psychedelic-Phrasen und seinem immer irgendwie schwerblütigen Portwein-Sound. Man musste das nicht mögen – aber wenn man es mochte, und die Verkaufszahlen sprachen ja durchaus für die Band, dann haben sich diese beiden Alben mit der eigenen Biografie verschweißt. So etwas lässt sich kaum wiederholen.
„Born Into This“ funktioniert denn auch vielleicht vor allem über den Sckundärreiz der Sentimentalität, aber wie auch immer, es funktioniert irgendwie. Das Titelstück eröffnet gleich mit dem probaten Wechselspiel zwischen Astburys predigerhaftem Bariton und dichten Duffy-Riffs, die sich wie schwarzer Kitt in die Lücken quetschen. Das ist eine gute Grundlage. Dann kommt schon mit „Citizens“ die Kür. Das melodieselige Fingerpicking-Intro rollt den alten, staubigen Gebetsteppich noch einmal aus, auf den sich Astbury niederkniet, die Bandana zurechtrückt, um zusammen mit „hundred million voices“ inbrüstig die Sterne anzurufen. Für was genau, ist dann schon nicht mehr wichtig. Man glaubt ihm das alles unbesehen, unbegritten. Auf dem strategisch ausgemergelten Bass-Gerippe von „Dirty Little Rockstar“ legt er seine Beichte ab: „You live a He, sold your soul for the paper/ You’ll be a slave, be a media whore“. Schlimm, schlimm. Und dann „Holy Mountain“, eine akustische Ballade, eine obsessiv-düster croonende Hommage an den Cash der „American Recordings“. Man muss mal abwarten, ob sich „Born Into This“ in zwei, drei Monaten auch noch so gut anhört. Gerade eben jedenfalls tut es das.