Devendra Banhart :: Smokey Rolls Down Thunder Canyon
„I’m high and I’m happy and I’m free“, singt er in der verwirrenden Popsuite „Seahorse“, die einen auf eine achtminütige Reise durch die wunderbare Welt des Devendra Banhart mitnimmt. Sie beginnt als zurückhaltende Folkballade, die von einem erzählt, der ganz in sich zu ruhen scheint, sich aber auf einmal in einen störrischen 6/8-Takt hineinstürzt. Dass er gerne ein Seepferdchen wäre, behauptet Banhart dann zu anschwellenden Orgelakkorden, singt mit sich selbst im Kanon, gibt zunächst an eine Querflöte weiter, die dann abrupt von einer knurrig rockenden E’Gitarre abgelöst wird, bevor der Song schließlich wieder zu seinem zarten Anfang zurückfindet.
Seltsam sind die Songs, die Devendra Banhart auf „Smokey Rolls Down Thunder Canyon“ versammelt: surreal, verschroben, verwinkelt, ein bisschen wahnsinnig vielleicht, aber auch wunderschön. Der 26-Jährige, der so ganz und gar in dem Hippie-Klischee aufzugehen scheint, nimmt sich mehr Freiheiten, als man manchmal als Hörer zu verarbeiten bereit ist. Er springt zwischen Bossa, Samba und Rumba, Country, Folk, Rock, Soul und Pop hin und her. Und so spröde-somnambul diese Songs manchmal auch klingen, so tut sich in ihnen immer wieder eine Ahnung von Opulenz auf.
Das gilt schon für das verhuschte, über zwei Akkorden schwebende „Cristobal“, das brüchig wirkt und in dessen spanischem Text Banhart irgendwann einmal die Zeile „Go home, yankee!“ einschmuggelt. Während „Carmencita“ als schwüle Brasil-Tanznummer aus den 60er Jahren daherkommt, erinnert „Bad Girl“ anfangs mit der Slide-Guitar und dem zeitlupenartigen Pathos an Fleetwood Macs „Albatros“, steigert sich später aber zu einer Soulnummer: „Why wait another day/ When a day don’t change a thing?“
Ein Album voller Kostbarkeiten also: Von dem vibrierenden Lamento „Seaside“, bei dem man das Schiffsgebälk knarzen hört, über den Funkpop-Kracher „Lover“ und das schrille „Shabop Shalom“, bei dem sich Devendra Banhart als jüdischer Doo-Wop-Crooner verdingt, und „Tonada Yanomaminista“. das einem psychedelischen Versteckspiel gleicht, bis zum zarten „Freely“, in dem er begleitet von Akustikgitarren und Streichern bekennt: „It aint about losing your mind/ But if you happen to that’s fine.“