2,5 Patrick Watson Close To Paradise

Das erste Mal begegnete mir dieser kanadische Songwriter in Fragen: „Kennste den?“ „Sacht dir dat wat?“ Meist wurde dieses als Nachfrage getarnte Connaisseurtum begleitet von anschließenden euphorisch vorgetragenen Erläuterungen sowie den erklärenden Attributen „genialisch“ und Jeff Buckley„. 2001 ist mir mal etwas ganz ähnliches passiert. Damals ging es um die Gruppe Starsailor. Ich war also gewarnt.

Als ich Watson dann das erste Mal aufder lukullischen Pressekonferenz des Haldern-Festivals sah und hörte, wurde mir einiges klar: ein dünnes unrasiertes Männchen mit einer Stimme wie eine Achterbahnfahrt – hoch, tief, sich überschlagend -, das auf seinem Klavierhocker zappelte wie ein hyperaktives Kind, begleitet von einer Laut-Leise-Band mit einem ziemlich beeindruckenden Gitarristen. Ganz klar ein auf Genie und Wahnsinn konzipiertes Projekt. Dabei nicht ohne Charme. Wenn Watson etwa—große Augen machend – Satie zitiert.

Nun brachte nicht etwa— wie bei all dem Vorablob angemessen – der Götterbote Hermes das zugehörige Album in die Redaktion, sondern die Deutsche Post. Sei’s drum. Göttlich ist „Close To Paradise“ tatsächlich nicht. Eher konventionell. Eine in hohen Tonlagen säuselnde Stimme, eine brave Band, wirkungsvoll behandelte Tasteninstrumente (Coldplay? Yann Tiersen?), die im besten Fall gespenstische Kindermelodien spielen, elektronische Störgeräusche, Rückwärtsgesang, Banjo, ein bisschen Vaudeville, viel verträumte „Die fabelhafte Welt der Amelie“-Atmosphäre und jede Menge Kunsthandwerk. Produziert ohne die Dynamik, die dieses Ensemble live entwickeln kann, klingt das eher nach der soften Britpop-Schule.

Ein bisschen enttäuschend, wenn ein Künstler von gewisser Originalität von einem Album repräsentiert wird, das man ohne Probleme mit den gleichen Argumenten anpreisen oder ablehnen kann wie die Platten von David Gray, Howie Beck oder Damien Rice. Whining to reach you. (SECRETClTY/V2)

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