John Doe – A Year In The Wilderness :: Übereilt aufgenommener, noch unfertig klingender Countryrock

Ausreden wie „Der Bus ist nicht gekommen“, „Ich hatte Handball-Training“ oder „Unser Hund hat mein Mathebuch gefressen“ haben schon in der Schule nie funktioniert. Warum also sollten wir nun John Doe Ausflüchte wie „Die Platte ist unter großen Zeitdruck entstanden“, „Drei Schlagzeuger haben kurzfristig abgesagt“ oder „Ich musste die meisten Nummern erst im Studio schreiben“ durchgehen lassen? Solche Entschuldigungen ändern nichts daran, dass der ehemalige Kopf der US-Punklegende X auf „A Year In The Wilderness“ weit unter seinen Möglichkeiten geblieben ist.

Wie eilig man es hatte, ist auf Does siebtem Soloalbum nicht zu überhören. Viele Songs sind noch nicht zu Ende gedacht, ähneln Ideenskizzen. Der unentschlossenen Produktion gelingt es nie, Werkstattatmosphäre zu erzeugen, die Songs werden nicht ungehobelt, rau oder ungestüm lärmend inszeniert, sondern einfallslos schrämmelnd. „A Little More Time“ hätte beispielsweise auch dem gleichnamigen Song gut getan, bei dem das Songwriting unausgegoren und das Arrangement fantasielos ist. „Hotel Ghost“ klingt wie eine Jamsession. bei der vorher nur mal kurz die Akkordfolge festgelegt wurde. Die Ballade „Darling Underdog“, bei der immerhin mal ein Pianopart ausgearbeitet wurde, bleibt schwammig. Weder Aimee Mann als Gastsängerin in „Unforgiven“ noch Gitarrist Dan Auerbach in „There’s A Hole“ können öde vor sich hin schlurfendem Rock’n’Roll Leben einhauchen.

So bleibt als einzige wirklich gelungener Song die Countrynummer „The Golden State“ mit der wunderbaren Kathleen Edwards als Gast übrig. Das nächste Mal bitte keine Ausreden zurechtlegen, sondern einfach eine bessere Platte machen.

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