The Traveling Wilburys – The Traveling Wilburys Collection
Vielleicht war das gelegentlich doch eher Weltergewichts-Klasse, in der sich fünf ausgewiesene Champions mit neuen Songs vorstellten. Die Kumpanei und Nostalgie bei diesem irgendwo auch nonchalant durchgezogenen Projekt einer vermeintlichen super group sorgte dafür, dass man mögliche überspannte Erwartungen sofort niedriger hängte und die schiere Souveränität zu bewundern lernte, mit der sich diese musikalisch völlig unterschiedlichen Temperamente auf einen ziemlich großen musikalischen Spaß verstanden. Die Kooperation sorgte ganz nebenbei dafür, dass Roy Orbison von den Kollegen, aber auch neuen Fans viel Bewunderung zuteil wurde, wie er sie so lange nicht mehr erlebt hatte, und Dylan sich darauf besann, dass es so wie die letzten Jahre nicht weitergehen konnte und wieder mal ein großes Meisterwerk wie „Oh Mercy“ überfällig war. So locker und entspannt wie hier hatte er seine Sangesqualitäten schon länger nicht demonstriert.
Tom Petty wilderte in Jimmy- Buffett-Land, die Wonnen des Rockabilly zelebrierte man lustvoll, Big O war in ganz großer Form, George Harrison betrachtete sich als für die Pop-Ohrwürmer zuständig, Jeff Lynne für dezent beatlesques Flair der Produktion, und Jim Keltner war wie immer einsame Klasse am Schlagzeug. Wer nach „Down In The Croove“vom Glauben an Dylan abzufallen begonnen hatte, durfte bei der Geschichte von „Tweeter And The Monkey Man“ wieder Hoffnung schöpfen. Und wie diese Veteranen bei „Margarita“ harmonierten, war ein Genuss zu hören. Wieso es „End Of The Line“ nicht sofort bis in die Top Ten der Single-Hitparaden schaffte (und die LPs sich überhaupt weit besser verkauften als die Singles), ist immer noch rätselhaft.
Weniger Pop’n’Roll. mehr Rock war beim Folgewerk angesagt, das man – Roy Orbison war tot – aus irgendeinem flapsigen Einfall heraus „Volume 3“ betitelte. Das waren alles andere als gelegentlich aus dem Ärmel geschüttelte Songs, die Dylan oder Tom Petty da zulieferten. Eine DooWop-Reminiszenz wie „7 Deadly Sins“ war da als leichtgewichtiger musikalischer Spaß absolut legitim. Dass man es hier auch mit gestandenen Country-Fans zu tun tatte, wusste man ja schon vor „Poor House“ und „Where Were You Last Night“. „Cool Dry Place“ war Tom Pettys richtige nette Hommage an den Kollegen Dylan circa 1965. Und mit dem „Wilbury Twist“ bekundeten sie kollektiv, dass sich da noch niemand als old rock ’n‘ rollerund too tired to rock fühle. Nicht so ganz todernst gemeint war wohl der Country-Heuler „Nobody’s Child“, den sie damals bei den Sessions zum zweiten und letzten Werk aufnahmen. Das taucht hier, unveröffentlicht wie die Cover-Version von Del Shannons „Runaway“ auch, als Zugabe auf.
Ganz stolz merkt George Harrison, der sich mit diesem Projekt einen Traum erfüllte, in der Making-of-DVD dieses Sets an, dass die Aufnahmen in dem Haus so „dose to the good old rock’n’roll sound“ der 50er Jahre gewesen seien, wie man das mit dieser Technik realisieren konnte. Stolz gibt sich auch Roy Orbison, dass er mit diesen professionals (!) so wunderbar arbeiten konnte. Die Dokumentation dauert nur 25 Minuten, aber da ist auch der Zuschauer überzeugt: Das war eine Kameraderie von großer Harmonie. Dylan hatten die Sessions offenbar auch viel Spaß gemacht.