4,0 Hobotalk Homesick For Nowhere
Stillstand ist keine Option für Marc Pilley. Fast zwei Jahre sind schon wieder vergangen seit „Notes On Sunset“, dem letzten regulären Album seiner Band Hobotalk. Doch wer zwischendurch dringend ein paar tröstliche Songs brauchte, konnte immerhin „A Chair By The Window“ oder die EP „End Of Another Day“‚ bei Konzerten erwerben, auch die „BBC Sessions“
machten die Runde. Und kaum kriechen die Eichhörnchen aus ihren Verstecken, schon sind Hobotalk mit ihrem dritten „richtigen“ Album da: „Homesick For Nowhere“. Vielleicht passte der Bandname nie besser zur Musik, denn hier dreht sich alles um die große Reise. Exquisiter Folk und zarter Pop begegnen sich, Marc Pilley stromert durch Zeit und Raum, er sucht die Liebe, aber das Leben kommt ihm ständig dazwischen – „These Times Sure Could Break Your Heart“.
In „How It 1s“ beschreibt er herzzerreißend, wie sinnlos schön es manchmal sein kann, jemanden gefunden zu haben, der gar nicht zu einem passt: „I need some questions asked/ She needs some answers fast/ If I need a door, she’s a key/ So we stay locked and can’t get free…/ I need an open road/ She needs a place to call home/ She sees tomorrow’s yesterday/ 1 still believe in today…/ And we’re how it is/ When you don’t make sense.“ Es braucht nicht mehr als eine sanft gezupfte Gitarre im Hintergrund, anderswo gibt es dann schon mal Streicher, Harmonika und Orgel. „People Keep On“ wirkt fast psychedelisch, „Between The Graveyard And Your Door“ stünde auch den ^Valkabouts gut zu Gesicht, „Life Looks Better (Lookin At It Through You)“ schon eher den Tindersticks. Der positive Titel täuscht, es klingt wie ein Flehen, eine Beschwörung von besseren Zeiten, und darauf folgt das schwungvolle Pfeifen von „Doesn’t Life Go On“. Im Rahmen seiner feinziselierten Songs ist Marc Pilley auch ein Meister der Gegensätze.
Zu Gast sind Kollegen, die ähnlich innig und graziös musizieren: Chris & Carla, Michael Weston King und Mike Scott, ein paar ungenannte kamen auch noch vorbei. Ist sowieso egal, weil man sie zwar hört, vor allem aber spürt, dass es nicht darum geht, diese Stücke künstlich aufzublasen. Das haben sie nicht nötig. Alles klingt ein wenig opulenter, doch nie dick aufgetragen. Die fünf Intermezzi, die „Homesick Pt. 1 – 5“ heißen, sind auch nicht pompös, wie es auf den ersten Blick wirkt, sondern nur kleine Puffer zwischen den großen Emotionen. Manchmal muss auch ein Vagabund Luft holen, (glitterhouse)