Black Rebel Motorcycle Club Baby 81
Wir sind ja unter uns, und deswegen will ich ganz offen sein: Wie an ein weißes Blatt Papier geht man an den Black Rebel Motorcycle Club ja nun doch nicht mehr ran. Die beiden Alben nach dem Debüt der drei Lederjacken mit Frisur ließen zu wenig musikalische Identität erkennen. Der Kompass schlug unentschlossen in alle Himmelsrichtungen aus und ging schließlich kaputt. Einer rief noch „Erbschleicher“, ein anderer widersprach und ein dritter bekam bei den Texten gelegentlich ein merkwürdiges Grinsen. Die Erkenntnis, dass ein paar Worte über das Land eben doch nicht jeder verlieren kann. Und das neue Stück „American X“ ist genau neun Minuten und elf Sekunden lang. War gar so nicht geplant, aber dann wurde allen schlagartig klar: 9/11. Sie verstehen? Spooky. Und dabei, so die Band, sollte „Baby 81“ gar kein politisches Album werden!
Und auch kein stilistischer Nachfolger von „Howl“, dessen Country- und Folk-Elemente durchaus eine Weiterentwicklung verdient gehabt hätten. Stattdessen: Eine Rückkehr zum BRMC-Verständnis von Rock mit gelegentlicher Stilberatung aus den Abteilungen „Stadion“, „Hymne“ und „Alte Meister“. Und Textmotive, die laut Peter Hayes zu „Rebellion, einem Aufstand, den ein Einzelner anzettelt“, aufrufen sollen (vgl. hierzu auch Olaf Schuberts zusammenfassendes „Zeit für Rebellen“). Der Opener „Took Out A Loan“ ist trotzdem ein guter Start: staubtrockener Rock’n’Roll, inklusive abschließendem Improvisations-Geschrammel. „I took out a loan for my heart/ I took out a loan for my patient heart“ dröhnt Peter Hayes eher liebesgebrochen als revolutionstoll. Das folgende Mitsing-Lied „Berlin“ past dann schon eher: „She said/ Suicide’s easy/ What happened to the revolution?“ Tja, ihr singt darüber.
Und dann lässt Hayes seinen inneren Chris Martin frei. „Window“ klingt nach einer unrasierten Version von Coldplay und ist tatsächlich das beste Stück dieser rebellisch gedachten Platte. Anderes indes bleibt freundliches Gitarrenwand-Mittelmaß („666 Conducer“, „Cold Wind“, „Killing The Light“) oder lässt die Mühen kaum erahnen. Dass die Band etwa mehr als zwei Wochen an „Not What You Wanted“ rumgewerkelt hat – wir hätten es ja beinahe nicht bemerkt. Auch die obligatorische Ballade zündet nicht („Am I Only“).
Das bereits erwähnte „American X“ wird interessanterweise erst nach vier Minuten gut – wenn der Gesang verstummt ist, die Band einfach entspannt weiterspielt und schlussendlich doch wieder die Faust ballt. Und das Beste: Keine Mundharmonika dieses Mal!