The Beach Boys :: An American Band
Geht es um die Beach Boys als Ganzes, dann wird stets das Amerikanische betont, und gezeigt werden die frühen (und späteren) Surf-Peinlichkeiten bei Fernsehauftritten; geht es um Brian Wilson, hört man von der Angst vor den Wellen, dem Nervenzusammenbruch und dem solitären „Pet Sounds“, das der Songschreiber als Aufgabe verstand, den Laden zusammenzuhalten, während den Kollegen die neuen Songs missfielen. In der schönfärberischen Dokumentation „An American Band“, wohl Ende der 70er Jahre zusammengestellt, sieht man Wilson im Bett liegen und hört ihn durchaus eloquent plaudern – merkwürdig wohl, aber nicht geistesumnachtet. Bruder Dennis murmelt in seinen Bart, Carl kauft ein amerikanisches Auto, Mike Love gibt den Sonnyboy, Al Jardine den treuherzigen Freund. Die Tragödie hatte noch nicht zugeschlagen. Bei unsagbar albernen TV-Shows blödeln die alten Jungs mit dem unvermeidlichen Bob Hope. in Schwarzweiß stehen sie steif auf der Bühne und spielen vor grundlos kreischendem Publikum ihre einfältigen Surf- und Liebeslieder. Während die Beatles im Zerfall ihre Großwerke hervorbrachten, funktionierte bei den Beach Boys nur noch der Harmoniegesang. In den Siebzigern war es ausgerechnet Schlagzeuger Dennis Wilson, der mit „Pacific Ocean Blue“ eine metaphysische maritime Platte von einiger Bedeutung vorlegte, während Brian faulenzte. Später waren sie eine traurige Nostalgienummer. (3)
Der „Tribute to Brian Wilson“, eine Veranstaltung zugunsten von MusiCares, versammelte vorwiegend Unberufene im Namen des Komponisten, der sich mittlerweile – im Februar 2005 – wieder auf die Bühne wagte: Er war, der Organisation angemessen, zum “ Mann des Jahres“ gekürt worden. Vier Songs singt Wilson am Ende selbst und mit den Anwesenden, die meisten Stücke werden ohne tiefere Einsicht exekutiert. Richie Sambora. die Backstreet Boys und John Legend sind grotesk fehl am Platz; Jeff Beck führt vor, dass er auch „Surf’s Up“ und „Surfin‘ USA“ virtuos gniedeln kann; Earth, Wind And Fire und Darlene Love sind Lückenbüßer. Die Red Hot Chili Peppers, autochthone Kalifornien liefern eine sensationelle Version von „I Get Around“, die Barenaked Ladies bringen ihre Hommage „Brian Wilson“ und ein anrührendes „‚Til I Die“ mit Harmoniegesang und Akkordeon; Michael McDonald und Billy Preston pflügen forciert durch „Don’t Worry Baby“; und Shelby Lynne, sehr blass, entbietet ein zartes „Surfer Girl“. Außerdem versichern alle den Geehrten ihrer Liebe. (2)