3,5 Diverse
Kein Grund, um gleich melancholisch zu werden, aber die Zeit von 1977 bis ’82—, aus der die 20 Tracks hier stammen – war die vorbildlichste, ikonentauglichste Zeit für Independent-Musik. Kleine, von Konzernen unabhängige Plattenfirmen gab es ja immer, auch wenn die Musik aut Motown und Elektra viel teurer klang als die von Factory Records. Und obwohl ein heute auf MySpace gestelltes MP3 streng genommen noch viel effektiv freigeistiger ist als eine für 500 Pfund hergestellte Scritti Politti-Single: Ein Artefakt bleibt halt nicht zurück, und eine Compilation wie diese wird es davon nie geben.
Die vertretenen Bands repräsentieren das, was man zur Dekadenwende im Londoner „Rough Trade“-Laden kriegen konnte, alles Briten bis auf die Schweizerinnen Kleenex. Einige (Throbbing Gristle, Swell Maps), die mit Plätzen im Kanon bedacht wurden, manche sogar mit Major-Label-Karriere (Buzzcocks, Mick Hucknall, hier mit den Frantic Elevators), viele heute so obskur wie damals: The Flys, A.P.B., The Naffis. Übersehene Hits, aufregendes Geknatter, die Ursprünge des Sounds, der heute Indie-Pop heißt. Am konsequentesten die legendären Desperate Bicycles: Zum Re-Release ließen sie sich auch dieses Mal nicht breitschlagen.
Bleibt ein Problem, das man mit vielen Platten des Soul Jazz-Labels haben kann: So rare Musik wäre in einer Komplett-Anthologie besser aufgehoben als auf einem streng selektiven 20-Track-Sampler.(SOUL JAZZ/INDIGO)