The Fall – Reformation Post TLC
Die „Karriere“ des Mark E. Smith verlief ungefähr so wie die obligatorischen Schlägereien in alten Western: Whiskeyflaschen werden auf Köpfen zerschlagen, Stühle krachen in die verspiegelte Bar, und erst wenn alle, die nicht geflüchtet sind, mit blutenden Nasen am Boden liegen, wankt ein Mann stolz durch die Tür nach draußen. Mag sein, dass ihm ein paar Zähne fehlen und sein Gesicht ziemlich zerknittert aussieht. Aber er hat es allen gezeigt.
Smith ist wohl der einzige Musiker des Punk, der nicht zur peinlichen Karikatur verkommen ist. In 30 Jahren hat Smith, der im März seinen 50. Geburtstag feiert, mit The Fall 25 Studioalben veröffentlicht. Alle sind es wert, gehört zu werden, doch keine zwei davon haben die gleiche Besetzung. Auch „Reformation Post TLC“ wurde, mit Ausnahme von Ehefrau und Keyboarderin Elena Polou, wieder mit völlig neuen Musikern eingespielt. Gitarrist Tim Presley und Bassist Rob Barbato spielen sonst in der Band Darker My Love, Orpheo McCord trommelt auch noch für Cass McCombs und The Hill.
Zusammen erzeugt die Band eine berauschend druckvolle Monotonie. Tun, was getan werden muss. Hochenergetisch, aber auch ziemlich lässig. Das erinnert manchmal ein wenig an die legendären Monks, aber auch an die Rhythmussicherheit von Can. „Reformation!“ kommt wie ein grimmiger Lavastrom herangekrochen, zu dem Smith frei und mit gewohnt schneidend scharfer Stimme über die Titelzeile improvisiert. „Full Sound“ erinnert in seiner primitiven Intensität und seinem minimalistischen Text an die besten Momente von D.A.F.: „It’s a füll sound, it goes straight to hell!“ „White Line Fever“, ein Merle-Haggard-Cover, fällt etwas aus dem Rahmen, wegen der geradezu harmonischen Songstruktur. Der von No-Wave-Gitarren dominierte „Insult Song“ bietet Smith dann Gelegenheit, noch ein wenig mit dem Text von „White Line Fever“ zu spielen. Das von Elena Poulou gesungene „The Wright Stuff“ sorgt mit Orgel und Tamburine für einen Hauch Sixties-Atmosphäre. Freak-out und die hypnotische Beschwörung von Riff und Groove sind auf „Reformation Post TLC“ nahe beieinander.