3,0 Elliott Murphy Coming Home Again

In den ersten beiden Zeilen eines Songs gleich je einen kompletten (und nicht gerade den unbekanntesten) Songtitel von Jackson Browne, Kris Kristofferson und Bob Dylan unterbringen – das kann (und darf) wahrscheinlich nur dieser immer noch langhaarige US-Amerikaner in Paris, der schon lange nicht mehr weiß, wo Zuhause ist (aber trotzdem selten wirklich nach Mama oder New-Jersey-Kumpel Bruce Springsteen schreit). „As Good As“ heißt der Song, es ist der zweite auf Elliott Murphys inzwischen 29. Album (ohne Gewähr). Und es ist einer von diesen Songs, bei denen man die ganze Zeit darauf wartet, dass sie noch so richtig losgehen. Und dann sind sie gerade deshalb so gut, weil sie doch nicht mehr richtig losgehen und ewig weiter auf diesen zwei Akkorden rumreiten, die gleich zu Beginn eingeführt wurden. „A Touch Of Kindness“, der Song danach, fängt mit einem putzigen Twin-Guitar-Motiv an, das vielleicht vor 30 Jahren radiokompatibel gewesen wäre. Weshalb der Gedanke aufkommen mag, Murphy rekurriere hier nach seinem Blues-Steptanz als „Mudy“ musikalisch auf jene Zeiten, da er wahlweise als neuer Dylan oder nächster Onkel Lou durch die Rock-Manege geführt wurde. Was aber völlig irrelevant ist. „Coming Home Agtiin“ ist jedenfalls ein Band-Album, wobei neben Stammgitarrist Olivier Durand auch die New Yorker Tasten-Leihgabe Kenny Margolis (Cracker, Willy DeVille) akzentuiert aufzuspielen weiß.

Gegeben werden vor allem trotzig-sehnende, nicht zu altersweise Uberlebenshymnen für den Spätherbst des Lebens wie „Pneumonia Alley“ und „Making Friends With The Dead“. Der Country-Schieber „Losing It“

die verdammte Jugend, na klar) hätte vielleicht sogar auf „Time Out Of Mind“ überlebt, kann sich aber nicht recht entscheiden, ob er sein Thema lächerlich machen soll, statt nur darüber zu lachen – bis Murphy in Hollywood landet und „waitress“ auf „mattress“ reimt. Auch die Gefallenen („Jesse“) und Verräter an der gemeinsamen Sache („Johnny Boy Gone“) werden mit großem Herz bedacht. „The Prince Of Chaos“ gibt sich ominös vor schönem Chor, während die Rocker („Mary Ann’s Garage Säle“, „Canaries In The Mind“), äh, nicht so richtig rocken. As good as it gets. (BLUE ROSE/SOUL-FOOD)

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