Bloc Party :: A Weekend In The City
Große Rockmusik mit zu viel ermüdendem Bombast.
Schon seit Monaten wird in den einschlägigen Internet-Foren die Bedeutung dieses Albums diskutiert. E-Mule und Bit Torrent haben dafür gesorgt, dass jeder, der wollte und über die technischen Fähigkeiten verfügte, einen ersten Eindruck erhielt. Klar, es waren Roh-Mixes, die da kursierten, doch Blogger wie „The MusicNazi“ senkten dramatisch den Daumen. „I love you Bloc Party, why must you break my heart???“ schreibt auch ein Kylie – am 16. November 2006. Andere Fans glaubten an die Verschwörungstheorie, Bloc Party würden „A Weekend In The City“ im Netz testen und anhand der Fan-Reaktionen entscheiden, welche Songs auf das Album kommen. Das ist natürlich Unsinn, aber wenn es nach den Bloggern gegangen wäre, hätte das Album nur halb so viele Stücke. Vor allem die zweite Hälfte wurde allgemein als langweilig empfunden.
In der Musikpresse dagegen: Lobeshymnen und Titelgeschichten. Jeder Aspekt, der für das Album spricht, wird hervorgehoben, unterstrichen und mit einem Ausrufezeichen versehen. Aber vielleicht sind professionelle Kritiker auch nur begeisterungsfähiger. „Song For Clay (Disappear Here)“ und „Hunting For Witches“ sind ja auch gewaltige Rock-Monumente. Der Beat peitscht nach vorne, die Gitarre sichert martialisch die Flanken, und dennoch schwingt in Kele Okerekes Stimme auch etwas Wärme mit, wenn er singt: „East London is a vampire that sucks the joy right out of me.“ „Hunting For Witches“ startet mit elektronischen Piepsern und gespenstischen Stimmen, der Rhythmus setzt voll auf die Eins, die Spannung wird unerträglich, bis Rüssel Lissack seine kleine Gitarrenmelodie urplötzlich in ein Fallbeil verwandelt und man seinen Kopf dazu in alle Ecken des Raums schleudern möchte. Großes packendes Actiondrama! Wo ist Jack Bauer?
Inhaltlich geht es oft um ernste Themen, wie die Beschneidungen der Freiheit nach 9/11, aber auch den alltäglichen, vor diesem Hintergrund nicht gerade besser gewordenen Rassismus. Es gibt im übrigen außer Bloc Party nicht gerade viele weiße Bands mit einem schwarzen Sänger.
Was das Album auf die lange Distanz tatsächlich so ermüdend macht, ist der bombastische und furchtbar protzige Sound. Dass Produzent Jacknife Lee bereits mit U2 und Snow Patrol gearbeitet hat, hört man nur allzu deutlich. Bei „Prayer“ klingt diese Extraportion von allem, diese gedoppelten Instrumente, die brummelnden Chöre, ja noch ganz mitreißend. Doch schon bei „Uniform“ wundert man sich, warum nicht Bono singt und weshalb The Edge plötzlich so anders Gitarre spielt.“On“ ist dann nur noch große Geste, alles hallt, dröhnt – ist feierlich und dabei entsetzlich hohl. Gute Melodien sind dafür umso rarer gesät.
Was bei den Killers nach vergnügter Selbstironie klingt, ist auf „A Weekend In The City“ etwas zu pathetisch geraten. Bloc Party haben sich definitiv weiterentwickelt, aber über die Richtung sollte die Band noch einmal nachdenken.