Chris & Carla – Fly High Brave Dreamers

Es schien sich schon ausgeträumt zu haben bei Chris Eckman und Carla Torgerson. Als sie im Jahre 2004 mit Soloalben ankamen, sahen viele schon das Ende der Walkabouts am Horizont. Aber deren letztes Album „Acetylene (2005) bewies das Gegenteil: Sojung klang die Band lange nicht mehr, so wütend und kraftvoll.

Und jetzt das. 1998 waren die beiden zuletzt als Chris & Carla unterwegs, eine Marke, die sofort suggeriert: Hier wird gespart, nicht nur an Nachnamen. Es ist alles eine Nummer kleiner, abgespeckter, direkter. Und meistens geht es umso mehr ans Herz. Ein paar Musiker wurden zwar eingeladen (darunter Al Deloner und Jason Victor), aber im Zentrum stehen natürlich nur die beiden. Zwei Stimmen, die zusammen immer noch so anmutig klingen, als wären sie füreinander gemacht worden. Die Harmonie wird jetzt nicht mal durch finstere Geschichten gestört, weil Eckman das böse Wort mit M nicht mehr hören kann. Melancholie? Geh mir weg damit. Es darf ruhig mal ein bisschen heiterer sein, auch wenn die übliche, leicht verschlafene Traum-Stimmung bleibt. „Taking Leave Of Our Senses“ könnte auch das Motto dieses Albums sein. „Can’tspook us cause we’re already scared/ Can’t chase us cause weil just disappear/ Guess we’re on a roll/ Don’t stop it.“ Und tatsächlich haben sie einen Lauf, alle Stücke fließen wunderbar ineinander, auf ihre ganz typische, so angenehm unprätentiöse Weise, und doch halten sie ein paar kleine Überraschungen parat.

„Raise Them Hands“ hat richtig Schwung, erzählt von Ronald Reagan, Brian Setzer und Charlie Manson – und das Stück fasst zusammen, was die beiden ausmacht: Eckman singt die kleinen Geschichten mit schneidender Stimme, Torgerson sorgt mit ihrer Engelsstimme für den mildernden Ausgleich. Wie ein rostiges Taschenmesser, das in ein blütenreines Tuch gewickelt wird. Kann immer noch wehtun, sieht aber schön aus. „Whatever It Takes“ funktioniert genauso. Das Titellied begann dagegen einst als stinknormaler Folksong, bis Carla die Strophen wegwarf und nur immer wieder den Chorus sang, wie ein Mantra.

Ein Cover gibt es nach guter alter Tradition auch, „Salad Days“ von den Young Marble Giants. Nach deren Maxime, alles so einfach wie möglich zu halten, arbeitet das Duo ja auch. Und das ist, wenn man Chris Eckman fragt, „verdammt schwierig“. Aber es hat sich wieder mal gelohnt.

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