Clap Your Hands Say Yeah – Some Loud Thunder

Auf einen grotesken Rummelplatz lockte uns vor einem Jahr das Debüt von Clap Your Hands Say Yeah. „Away we go“, rief Fahrgeschäftszampano Alec Ounsworth zur Begrüßung und ließ den Jahrmarktszauber beginnen. Bei „Some Loud Thunder“ kommt man sich dagegen vor wie auf dem Schrottplatz. Die New Yorker empfangen einen auf ihrem zweiten Album mit derart verzerrtem Gesang, übersteuerten Gitarren und dumpfen Drums, dass sich die Plattenfirma nach zig E-Mail-Anfragen genötigt fühlte, besorgten Rezensenten zu erklären: „It is meant tobe like this.“

Trotzig spielen Clap Your Hands Say Yeah auf „Some Loud Thunder“ gegen Erfolgsdruck und Rezeptionserwartung an, verstecken selbstbewusst den Titelsong mit seinen sehnsüchtigen Gitarrenriffs und zuckrigen Backgroundchören hinter einem Scheppersound. Produzent Dave Fridmann (Flaming Lips, Sleater-Kinnev) sorgt dafür, dass uns die Band nun noch schrulliger, schräger, vielschichtiger und vertrackter entgegentrötet. Clap Your Hands Say Yeah lassen die Talking Heads-Vergleiche, die Ounsworth naturgemäß stets gehasst hat, hinter sich, geben sich zwar weniger überdreht als auf dem Debüt, dafür aber brüchiger – und kein bisschen weniger aufregend.

Da verlötet „Satan Said Dance“ Elektropop- und Trance-Bruchstücke neu, sammelt „Goodbye To Mother And The Cove“ von rechts und links Gitarrenläufe auf, um daraus einen Bolero zu bauen, und kracht und tut „Arm And Hammer“ wie eine Lo-Fi-Version einer frühen Violent Femmes-Nummer. Mal geben sich Clap Your Hands Say Yeah psychedelisch („Love Song No. 7“), mal berauschen sie sich an Sixties-Harmonien („Emily Jean Stock“), kokettieren bei „Underwater (You and Me)“ mit dem Pop, vergnügen sich in „Five Easy Pieces“ mit Hippie-Folk, lassen in „Yankee Go Home“ um einen pochenden Bass eine ekstatische Hymne entstehen oder in „Mama, Won’t You Keep Them Castles In The Air And Burning?“ die Songstrukturen immer wieder genüsslich zusammenbrechen.

Zu diesen Festen der Popdekonstruktion nuschelt sich Ounsworth wieder durch verquere Texte, zerdehnt Vierteltöne, stolpert durch Aesops Fabelweit und über Glockengeläute, Akkordeons, Noiseef’fekte und Abzählreime. Und spätestens beim Walzer-Zwischenspiel „Upon Encountering The Crippled Elephant“ mit seiner Rummelplatzorgel merkt man, dass Clap Your Hands Say Yeah den Schrottplatz längst in einen Jahrmarkt der schrägen Sensationen verwandelt haben.

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