Virginia Jetzt! Land unter

„Von einer besseren Welt“ künden die Songtitel des Brandenburger Quartetts. Da werden „Die Teile deines Herzens“ besungen und behauptet: „Mein Herz ist keine Wohnung“. Ja, Virginia Jetzt! ist eine sensible Band, die sich Gedanken macht über die Befindlichkeiten der Menschen. Das ist gut, denn Aufmunterung und Mitgefühl sind momentan gefragter denn je. Wenn Juli über „Dieses Leben“ singen oder Silbermond „Das Beste“ definieren, dann klingt das nur nach den Durchhalteparolen des Schlagers. Tomte und Kettcar dagegen haben aus dem traditionell anpolitisierten Hamburger Pop einen von Balu, dem Bären, bevölkerten Streichelzoo für Gleichgesinnte gemacht. Kurz: Zwischen der Neuen Harmlosigkeit und den Golden

Zitronen ist noch viel Platz für neue Pop-Entwürfe.

Doch so richtig funktioniert das leider auch bei Virginia Jetzt! nicht. Die Band orientiert sich an den späten Blumfeld, erreicht jedoch nie deren poetische und musikalische Kraft. Nino Skrotzki gibt sich alle Mühe so eindringlich zu singen wie Jochen Distelmeyer, entwickelt aber nie dessen Schärfe und Klarheit. Und: Wenn Distelmeyer über Apfelmänner singt, schwingt darin immer noch das Wissen um „Die Diktatur der Angepassten“ mit. Virginia Jetzt! singen Dinge wie: „Das Leben ist nur ein Umweg zum Glück durch sämtliche Lügen.“ Das mag einige freuen und Mut machen, aber es ist auch furchtbar vage.

Musikalisch ist „Land unter“ oft ähnlich zaghaft. Dabei zeigt die Band in Songs wie „Bitte bleib nicht, wenn du gehst“ und „Weit weg“, was sie kann: Moneybrother meets Style Council – da ginge einiges, wenn man sich nur trauen würde. Aber vielleicht geht es eher um das Besetzen eines Marktsegments zwischen Silbermond, Tomte und Tocotronic. Vielleicht stört ein Ausrufezeichen nur beim Träumen.

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