Robert Gomez – Brand New Towns
Das dritte Album des Songwriters aus dem Midlake-Umfeld Die Vorzeichen stehen günstig für Robert Gomez. Und das Feld der Fürsprecher ist durchaus unterschiedlich besetzt. Die Label-Kollegen von Midlake priesen des Sängers Talent schon vor zwei Jahren, während Bella Union-Boss Simon Raymonde von ganz anderer Seite Zuspruch für sein jüngstes Signing erfuhr. Beim letztjährigen SXSW-Festival in Austin stand der ehemalige Cocteau Twin zu seiner eigenen Überraschung direkt neben Norah Jones. Und die sang Gomez‘ komplettes Set voller Empathie mit. Zudem ist das besagte Bella Union-Label eine erstklassige Adresse: Unter anderem die Czars, Dirty Three, My Latest Novel oder Francois Breut veröffentlichen hier ihre Platten. Die Vorarbeiten des Sängers aus Denton, Texas, sind indes nur wenigen bekannt. 2001 erschien das Debüt „Robert Gomez Trio“, eine instrumentale Jazz-Platte ohne große Außenwirkung. Deutlich interessanter gelang der Nachfolger „Etherville“ (2005), ein in Moll gehaltenes Indiepop-Werk. Als Gastsängerin dabei: Norah Jones. Ach deshalb!
Die Vorzeichen stehen also günstig, und entsprechend hoch ist unsere Erwartungshaltung. Doch den ersten beiden Songs mangelt es an Kontur, und schon ist die Euphorie erst einmal gestoppt. Denn während der „Closer Still“ das nur Mittelbeste von Beck und Black Heart Procession vermengt, gerät das folgende ,A» We Got“ zu einer etwas lethargischen Anleihe bei den Beatles und Elliott Smith. Das dritte Stück ist dem gegenüber etwas, ähm, pfiffiger (ein kleines Keyboard-Einsprengsel im Refrain!), heißt aber „The Same Sad Song“. Was das wesentliche Problem der Platte zusammenfasst. Ach, die Beatles, ach, der Elliott; all die Streicher und Akustik-Gitarren. Gefällige Harmonie, zum Festschmusen nach drei Bier. An anderer Stelle wagt er sich weiter raus. „If I Could Have You Back“ lebt vom Geigen-Solo, ist zumindest leicht angetrunken und deutet an, in welche Richtung es einmal gehen könnte, und aus „The Coming“, hier leider nur ein kurzes Interlude, hätte Gomez viel mehr machen können. Was er dann beim – Achtung, Dramaturgie – folgenden „The Leaving“ auch getan hat. Ein Minidrama zu Orgel und Streichereinsatz, latent aggressiv.
Und so bleibt die Hoffnung, dass sich Gomez künftig häufiger aus der Schluffigkeit löst und nicht mehr ausschließlich durch das Cordsakko singt. Go let it out!