Frank Sinatra – Vegas
Nicht, dass sie profund neue Erkenntnisse vermittelt hätte. Aber die vorzügliche Sinatra-Dokumentation, die unlängst gleich ein paarmal auf arte lief, wurde doch sehr spannend, als mehrere Personen aus seiner nächsten Umgebung darauf zu sprechen kamen, wie sehr ihn das menschlich fast zerstörte, dass die von ihm angebetete Ava Gardner ihm den Laufpass gab und dass er danach – so die felsenfeste Überzeugung der Interviewten – einige seiner größten Interpretationen lieferte. Wenn eines auf dieser mit Aufnahmen von den frühen 6oer bis zu den späten 8oer Jahren kommenden Set deutlich wird, dann dass er das zunächst auch mit aller professionellen Routine nicht überspielen konnte. Dass er sich als Sohn armer Immigranten aus Sizilien nur zu gern im Ruhm großer Kollegen sonnte, zeigt auf der Bonus-DVD einer der bewegendsten Momente. Nämlich wenn er dort sichtlich stolz niemand Geringeren als Orson Welles begrüßen durfte.
Gegen Ende der Sechziger nahmen seine einst unvergleichlichen stimmlichen Qualitäten, wie hier auch unüberhörbar auf der vierten CD (1987 im Golden Nugget mitgeschnitten) dokumentiert, erheblich ab. Momente, in denen er hart an Selbstparodie vorbeischrammte, gibt es hier allerdings keine. Dafür sorgte die Auswahl der Mitschnitte. Einige der besten Momente aus den frühen Jahren wie bei der Darbietung von „The Second Time Around“ erinnern an die besten Capitol-Jahre. Was auch damit zu tun hat, dass es Sinatra – ein ganz anderer Charakter als Dean Martin, egal welche Witze er auf Kosten anderer auf der Bühne riss und wie er wohldosierte standup comedy praktizierte – sich niemals zum Affen machte wie der ständig den Süffel mimende Rat-Pack-Kollege.
Ein einziges Mal macht er sich hier dann doch aus irgendwelchen Gründen zum Affen: im Duett mit Tochter Nancy bei „Something Stupid“. Das war seine „laughing Version“ davon, so wenig komisch wie Elvis Presleys berüchtigte von „Are You Lonesome Tonight“.
Vielleicht nicht so ganz nachvollziehbar, aber wahr: Die Aufnahmen aus dem Sands vom November 1961 (CD 1) sind aufnahmetechnisch schon exzellent, aber die süperben ebenfalls dort Ende Januar bis Anfang Februar 1966 mitgeschnitten sind absolut fabelhaft und ungleich besser als die aut der dritten, aufgenommen im Caesars Palace März 1982.